- Rüdesheim
Rüdesheim, 1) Amt im Herzogthum Nassau, am Rhein; Weinbau; 2,7 QM., 13,200 Ew.; 2) Hauptort darin, Marktflecken am Rhein u. an der Rheingaubahn (Linie Biberich-Lorch), Bingen gegenüber; Weinbau (Rüdesheimer, s.u. Rheinwein), bes. auf dem Rüdesheimer Berg, der südlichen Abdachung des Niederwaldes gegen Ehrenfels hin, welcher bei seinem Flächengehalt von gegen 400 Morgen der größte Weinberg im Rheingau ist; bei Hinter-R. od. dem Rüdesheimer Hinterhaus wächst der Hinterhäuser Bergwein (1972 mit fränkischen Reben bepflanzt); Winterhafen, Schifffahrt, Handel; 2500 Ew. Dicht dabei liegen die Burgen Niederburg, wahrscheinlich im 12. Jahrh. erbaut, bis ins 14. Jahrh. häufig von den Erzbischöfen von Mainz, dann von dem kriegerischen Geschlechte der Ritter von R. bewohnt, jetzt Eigenthum der Grafen von Ingelheim; die Boosen- od. Oberburg, jetzt dem Grafen von Schönborn gehörend u. aus einem viereckigen, oben spitzig zulaufenden Thurm u. einem gothischen Gebäude bestehend. Am unteren Ende von R., am Rhein, liegt die Brömserburg (Brömserhof), nach Manchen ein alter Römerbau, nach Anderen aus dem 12. Jahrh. u. Stammburg der berühmten Brömser od. Blumser, eines Stammes der Ritter von R., noch wohl erhalten u. dem Grafen von Ingelheim gehörig. Auf dem Markt von R., wo der Saalshof, eine alte Gerichtsstelle des königlichen Oberhofs, sich befindet, liegt ein Thurm einer vierten Burg, der Vorderburg. Hinter R. liegt das ehemalige jetzt aufgehobene Kapuzinerkloster Noth Gottes. Die Höhe über R. von der Grenze der Rebenpflanzungen an nimmt der Niederwald ein, mit stattlichem Jagdschloß des Grafen Waldbott-Bassenheim, der künstlichen Ruine Rossel u. dem sogenannten Tempel mit herrlichen Aussichten; am Rüdesheimer Berg liegt die Ruine Ehrenfels (s.d. 3); gegenüber mündet die Nahe in den Rhein u. in dem Fluß befindet sich der Mäusethurm, s.d.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.