Scat

Scat

Scat, 1) ein Kartenspiel, welches (wahrscheinlich in Altenburg entstanden) in Sachsen u. Thüringen sehr gebräuchlich ist. Es wird mit der deutschen Karte gespielt. Die Zahl der Spielenden beträgt drei; jeder bekommt 10 Karten (Blätter); das Vertheilen der Karten geschieht in Abtheilungen (Würfen) zu 2, 3 od. 4 Karten; 2 Karten, gewöhnlich die beiden ersten des Talons (der Scat), werden zurückgelegt zum Nutzen dessen, welcher das Spiel annimmt; gegen diesen spielen die beiden Andern gemeinschaftlich. Wenn sich mehr als 3 Personen am Spiel betheiligen (gewöhnlich sind es 4, doch auch 5–7), so erhalten die Mitspieler abwechselnd Karten; diejenigen, welche nicht Karten erhalten haben (sitzen), sind stets Gegner dessen, welcher das Spiel annimmt, d.h. wenn derselbe gewinnt, so müssen sie mit bezahlen, wenn derselbe sein Spiel verliert, so erhalten sie jeder den Betrag ebenfalls. Nach jedem einzelnen Spiele findet Bezahlung statt. Abgesehen von Abweichungen, welche an einzelnen Orten üblich sind, bestehen die im S. vorkommenden Spielarten in dem einfachen Spiel (Frage) u. Solo; zur Bestimmung dessen, wer spielen will u. was er spielen will, findet ein Bieten statt, welches ebenso wie das Spiel selbst von der Linken zur Rechten die Reihenfolge der Spieler hat. Von den 4 Farben der Karte ist Schellen die niedrigste, dann folgt nach oben Roth, dann Grün, zuletzt Eicheln; Solo steht über dem einfachen Spiel u. zwar wieder in der Reihenfolge der 4 Farben, so daß also Solo Schellen das einfache Spiel in Eicheln überbietet u. Solo Eicheln das höchste Spiel ist. Wenn ein Mitspieler sich zur Annahme des Spiels mit den Worten: ich spiele (ich frage) bereit erklärt hat, so findet von dem zweiten, resp. dritten Mitspieler die Erklärung statt, in welcher Farbe er spielen will; der Erste hat sodann die Berechtigung das gebotene Spiel zu behalten od. auch dem Andern zu überlassen (zu passen); demjenigen, welcher das Spiel angenommen hat, steht es sodann noch frei, ein höheres Spiel zu bezeichnen, als das war, bis zu welchem seine Gegner geboten haben. So kann man also z.B. bei dem Überbieten das einfache Spiel in Roth behalten haben u. noch Eicheln Solo spielen. Die beiden im Scat liegenden Karten gehören stets dem, welcher das Spiel übernimmt, u. im einfachen Spiel werden diese beiden Karten vom Spieler angesehen u. gegen zwei beliebige andere vertauscht; im Solo bleiben sie unangesehen liegen. Die Blätter derjenigen Farbe, in welcher gespielt[38] wird, sind die Trümpfe, mit welchen man alle anderen Farben stechen kann. Die vorzüglichsten Trümpfe sind in allen Farben die 4 Unter (Wenzel); der höchste derselben ist der Eichel-, nach welchem der Grün-, dann der Roth- u. zuletzt der Schellenunter folgt. Nach den Wenzeln folgt in der Trumpffarbe das Daus, die Zehn, der König, der Ober, die Neun, die Acht, die Sieben. In den andern Farben ist das Daus die vornehmste Karte, nach ihm die Zehn etc., wie bei den Trumpffarben. Die Farben müssen bekannt werden, man ist jedoch, wenn man eine Farbe nicht hat, nicht genöthigt Trumpf zu geben, sondern kann jedes beliebige Blatt zuwerfen. Das Daus zählt 11, die Zehn 10, der König 4, der Ober 3, der Wenzel 2 Augen, die Neun, Acht u. Sieben zählen nicht, so daß sämmtliche Augen der Karte 120 betragen. Der, welcher ein Spiel annimmt, muß daher wenigstens 61 Augen erhalten, wenn er gewinnen will; wenn beide Parteien 60 Augen zählen, hat derjenige, welcher das Spiel übernommen hatte, verloren; wenn eine der beiden Parteien 90 od. mehr, die andere mithin 30 od. weniger Augen hat (Schneider ist), so kostet das Spiel den doppelten Betrag; u. wenn eine Partei alle Stiche (Schwarz) macht, so erhöht sich der Preis des Spiels auf das vier- od. sechsfache (je nach Übereinkunft). Die Preise für die Spiele sind 1, 2, 3 od. 4 Marken für die einfachen Spiele von Schellen bis Eicheln, u. 5, 6, 7, u. 8 od. 6, 8, 10 u. 12 für die 4 verschiedenen Soli. Zu den Solospielen sind außer denen in den 4 Farben meist noch zwei andere gebräuchlich: Null u. Grand. Im ersteren, dessen Preis gewöhnlich 18–24 Marken beträgt, darf der Spielende keinen Stich machen, Trumpf gibt es dabei nicht u. die Blätter rangiren: Daus, König, Ober, Unter, Zehn, Neun, Acht, Sieben. Im Grand dagegen sind stets nur die 4 Unter Trumpf, alle übrigen Karten haben den Werth in der Reihenfolge vom Daus, Zehn, König, Ober, Neun, Acht, Sieben, u. der Spieler muß, um zu gewinnen, ebenfalls 61 Augen bekommen, kann aber auch Schneider u. Schwarz machen, wie werden. Gewöhnlich wird Grand mit 12 Marken für das einfache Spiel berechnet. Meist spielt man den S. mit Matadors, wodurch es im Preise erhöht wird, ohne daß es übrigens die geringste Veränderung erleidet. Der erste Matador ist der Eichelunter; nach ihm folgen die andern Wenzel u. die übrigen Karten nach der oben angeführten Ordnung. Mögen nun die Gegner od. der Spieler den Eichelunter haben, so werden ihm, wenn er das Spiel gewinnt, die Matadors bezahlt, so wie er sie im entgegengesetzten Falle den Gegnern bezahlen muß. Der Preis eines Matadors ist da, wo man die Berechnung der acht Spiele von Schellen Frage bis Eicheln Solo mit 1–8 Marken u. für Grand mit 12 Marken macht, gewöhnlich dem einfachen Spiele gleich also im Grün Solo z.B. 7, in Grand 12 Marken; da, wo für die Soli die Preise von 6–12 Marken üblich sind, werden die Matadors meist nur mit 1–4 Marken (je nach der Farbe, in welcher gespielt wird), für einfaches Spiel u. Solo gleichmäßig berechnet. Vgl. Das Scatspiel, Anleitung zur Erlernung, Lpz. 1858. 2) s.u. Tarok.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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