- Schlagröhrchen
Schlagröhrchen (Brändchen, Brändel), 3–4 Zoll lange Röhrchen von Kupfer od. Weißblech, nach der Weite des Zündloches des Geschützes, für welches sie bestimmt sind, verfertigt u. in einem eigenen Schlagstock mit einem Brei von Mehlpulver u. Kornbranntwein gestopft u. der Länge nach mit einem Draht durchstoßen, od. wie kleine Raketen über einen Dorn mit Kornpulver ausgeschlagen. Oben haben sie ein kleines Pfännchen u. werden so lange mit Papier verklebt getragen, bis sie gebraucht werden sollen, wo das Papier abgerissen, sie in das Zündloch gesteckt, Mehlpulver mit der Puderdose um sie umhergestreut u. sie mit Lunte od. Zündlicht losgebrannt werden. Statt der blechernen Röhrchen wurden bei den französischen u. anderen Artillerien Binsen, schwache Schilfröhre od. Federposen angewendet, welche mit einem dem obigen ähnlichen Satz gefüllt sind. Bei der Feldartillerie wendet man jetzt allgemein Percussions- od. Frictionsschlagröhren an. In England benutzt man dazu einen Federkiel mit gewöhnlichem Satz gefüllt, oben mit einem rechtwinklichen Ansatz versehen, welcher mit Knallpulver gefüllt ist. Am Geschütz ist ein Hammer, welcher durch einen kräftigen Anzug mit einem Riemen auf die Schlagzündung niederschlägt u. sie zündet. Bei den schwedischen S. wird die Entzündung dadurch herbeigeführt, daß ein Glasröhrchen mit einem Tropfen Schwefelsäure gefüllt, welches sich in der Schlagröhre befindet, zerbrochen wird, durch die Berührung mit der Schwefelsäure entzündet sich das Knallpulver. Die holländische S. ist mit einem Piston versehen, ein Kupferhütchen wird auf dasselbe gesetzt u. durch einen Schlag mit einem Hammer entzündet. Die Frictionsschlagröhren haben die Form eines T, der obere wagerechte Ansatz ist die Reiberhülle, in ihr befindet sich der Reiber, d.i. ein zusammen- u. in die Reiberhülle eingekniffener Messingblechstreifen, dessen untere u. die anliegende Fläche der Nulle gereifelt u. mit einer Zündmasse aus chlorsaurem Kali u. Antimon in Hausenblasenauflösung bereitet, bestrichen sind. Am Reiber befindet sich eine Öse zum Herausreißen desselben durch die Abzugsschnur, welche zu dem Zweck mit einem Haken u. Knebel versehen ist.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.