- Schraube ohne Ende
Schraube ohne Ende (Archimedische S.), Vorrichtung zur Übertragung der Bewegung u. zwar gewöhnlich von einer Welle auf eine andere. Die S. o. E. besteht aus einer durch eine Kurbel od. ein Rad in Umdrehung versetzte Schraubenspindel (Schnecke), deren Gewinde in die Zähne eines Rades od. einer Zahnstange eingreifen. Die Spindel hat stets nur wenige Gänge, etwa 3–4 Die Anwendung der S. o. E. ist eine doppelte: a) Wenn die S. o. E. dazu benutzt wird, mit einer kleinen Kraft eine große Last zu heben, so ist die Spindel flachgängig u. das Rad hat dann Zähne, deren Flanken nicht senkrecht, wie bei einem gewöhnlichen Zahnrade, sondern schräg gegen die Stirnflächen des Rades stehen, damit sie die Gewinde der Schnecke ganz ähnlich wie die Gewinde einer Schraubenmutter umschließen, denn das Rad bildet gewissermaßen die Mutter für die Spindel; die Welle der Schnecke wird durch die Kraft mittelst einer od. zwei Kurbeln umgedreht u. das Seil, an welchem die Last hängt, windet sich dabei auf die Welle des Rades auf. Die Kraftersparniß ist bedeutend, eben so sehr aber auch der Verlust an Zeit; ist nämlich die Spindel eine eingängige Schraube, so muß sie n Umdrehungen machen, bevor das n-zähnige Rad eine Umdrehung macht, u. daher verhält sich, wenn man von der allerdings nicht geringen Reibung absieht, die Kraft zu der Last wie der Kurbelarm zum n-fachen Halbmesser der Welle des Rades; die beiden Wellen sind natürlich mit ihren Zapfen festgelagert u. in dem eben betrachteten Falle kreuzen sie sich gewöhnlich rechtwinkelig. b) Eine andere Anwendung findet die S. o. E., wo es sich darum handelt, eine recht sanfte u. langsame Bewegung hervorzubringen; die S. o. E. dient hier als Stell- od. Mikrometerschraube zur seinen Einstellung an geodätischen, astronomischen etc. Instrumenten, z.B. an Meßtischen, Fernröhren, Mikroskopen, Winkelmeßinstrumenten, auch wohl an den Wirbeln von Guitarren u. dgl. Soll eine Kreisbewegung hervorgebracht werden, so kreuzen sich die Achse der S. o. E. u. der im Kreise zu bewegenden Scheibe; soll eine geradlinige Bewegung erzeugt werden, so liegt die Achse der S. o. E. mit der Zahnstange parallel; in beiden Fällen ist die Spindel gewöhnlich eine scharfgängige Schraube, welche derart in ihren Zapfen festgelagert ist, daß sie sich nur um ihre Achse drehen kann; im Umfange der Scheibe od. an der der S. o. E. zugewandten Seite der Zahnstange ist erst eine halbrunde Rinne eingearbeitet u. in diese sind dann Schraubenwindungen eingeschnitten, so daß die Spindel in dieser Rinne eine die Spindel freilich nur halb umschließende Mutter findet u. bei jeder ihrer Umdrehungen die Scheibe od. die Stange um eine Ganghöhe fortschraubt, sofern die Spindel nur eingängig ist. In naher Beziehung zur S. o. E. stehen die Schraubenräder, s.u. Zahnrad.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.