- Schweinfurter Grün
Schweinfurter Grün, die prächtigste aber auch gefährlichste aller grünen Farben; wurde 1814 von Ruß u. Sattler in Schweinfurt erfunden, ihre Bereitung aber geheim gehalten, bis Liebig 1822 ihre Zusammensetzung u. Darstellung lehrte. Das S. G. ist eine Verbindung von essigsaurem u. arsenigsaurem Kupferoxyd nach der Formel CuO, C4H3O3 + 3(2CuO, A8O3); man stellt es dar, indem man 10 Theile Grünspan u. 8–9 Theile arsenige Säure, jedes für sich in Wasser aufgelöst, die Lösungen siedend heiß mit einander mischt u. die Mischung mehre Tage stehen läßt; die Verbindung scheidet sich als ein amorphes od. krystallinisches Pulver aus, die Farbe ist um so lebhafter, je größer die krystallinischen Theilchen sind, durch Zerreiben derselben wird die Farbe blässer. Das im Handel vorkommende S. G. ist stets mit weißen pulverigen Körpern gemischt, durch welchen Zusatz der Preis u. die Nüance bedingt wird; als Nüancirungsmittel benutzt man schwefelsaures Bleioxyd, Gyps od. Schwerspath. Das S. G. ist unter den verschiedensten Benennungen käuflich, wie: Original-, Patent-, Kaiser-, Kassler-, Pariser-, Wiener-, Leipziger-, Würzburger-, Schweizer-, Jasnügger-, Englisch-, Papagei-, Löbschützer-, Mitis-, Neuwieder-, Münchener-, Schwedig-Grün etc. Ins Gelbe sich ziehende Farbentöne werden durch Vermischen mit chromsaurem Bleioxyd (Chromgelb) erhalten. Das S. G. wird häufig als Farbe auf Tapeten u. Rouleaux angewendet, neuerdings auch für Blätter zu künstlichen Blumen, sogar Ballkleider werden damit gefärbt. In manchen Staaten ist die Anwendung des S. G. untersagt. Dagegen hat sich die Chemie vielfach damit beschäftigt Ersatzmittel für das S. G. ausfindig zu machen; Elsner schlägt zu dem Zwecke das Titangrün (Titancyanür) vor, welches durch Fällen von Titansäure mit Blutlaugensalz erhalten wird; der dunkelgrüne Niederschlag wird mit salzsäurehaltigem Wasser ausgewaschen u. stellt nach dem Trocknen eine dem S. G. sehr nahe stehende Farbe vor; Bolley empfiehlt borsaures Kupferoxyd, durch Zersetzen von Kupfervitriol mit Boraxlösung erhalten, die ausgewaschene Masse wird getrocknet, geglüht u. geschlämmt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.