Sigeion

Sigeion

Sigeion (Sigēum), 1) Vorgebirg in Troas, die äußerste Nordwestspitze Asiens, am Eingang in den Hellespont, in dessen Nähe die Griechen im Trojanischen Krieg ihre Schiffe an das Land zogen u. ihr Lager aufschlugen; 2) Stadt dabei, mit Hafen, gehörte zu den frühesten Anlagen der Äoler u. wurde dann Eigenthum der Insel Lesbos; in einem Streite des Pisistratos mit Pittakos, dem Tyrannen von Mitylene, kam sie an die Athener u. wurde nachher der Zufluchtsort der verbannten Pisistratiden; noch später kam sie unter persische Oberherrschaft u. wurde nach dem Sturz des Persischen Reichs von den Iliern zerstört; jetzt Dorf Jenischeer. Dabei lag der befestigte Ort Achilleion, mit dem Grabhügel des Achilles, bei welchem Alexander der Große in seinem Persischen Feldzuge u. später in[74] dessen Nachäffung der Kaiser Caracalla dem Achilles Leichenspiele feierten. Berühmt von S. ist die Sigeīsche Inschrift, eine Inschrift auf einer Hermensäule ohne Kopf, welche von Sherard, englischem Consul in Smyrna, vor der Kirche eines Dorfs entdeckt u. durch Lord Elgin copirt u. selbst nach England gebracht wurde. Sie enthält die Widmung eines Weihgeschenkes an die Einwohner u. ist doppelt, mit unbedeutenden Dialektverschiedenheiten, u. zwar bustrophedon geschrieben; nachmals wurde sie als Schutzmittel gegen mehre Krankheiten angesehen, weshalb sich auch viele Kranke darauf setzten u. legten. Sie ist vollständig erhalten u. steht in Chishulls Antiquitates Asiaticae S. 2, in Chandlers Inscriptiones antiquae u. im 1. Bd. von Böckh's Corpus inscriptionum Graecarum, Berl. 1828.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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