- Spiel
Spiel, 1) jede leichte, unterhaltende u. dadurch angenehme Beschäftigung zur Erholung von der Arbeit u. zur Stärkung zu der Arbeit, welche der Mensch nach einem natürlichen Bedürfniß treibt, da er seine Körper- u. Geisteskräfte, auch wo er nicht arbeitet, immer auf irgend eine Weise äußern muß. S-e unterscheiden sich nach dem angegebenen Wesen u. Zweck: a) S-e des Instincts, wie die S-e der Kinder; sie sind unbestimmte Regung der Thätigkeit; b) S-e der Phantasie, dahin gehört das Schauspiel, die Musik, das Lesen; c) S-e zur körperlichen Stärkung, dahin gehört das Spazierengehen, Ballspiel, Reiten, Tanzen, Kegeln etc., so wie alle körperlichen Übungen; d) S-e der geistigen Erheiterung, wohin alle S-e gehören, welche mehr den Verstand, als den Körper beschäftigen, vorzüglich das Schachspiel, das Damenspiel u.a. Bretspiele; e) Gesellschaftsspiele, welche wieder in körperliche Gesellschaftsspiele zu geselliger Erheiterung, wie Blin dekuh, Drei Mann hoch etc., in Pfänderspiele (sd.) u. in sogenannte Jeux d'esprit zerfallen, bei denen irgend eine geistige Kraft in Anspruch ge[549] nommen wird, wie Schenken u. Logiren, die verschiedenen mit Errathen verbundenen S-e u. dgl.; f) S-e des Interesses, d.h. alle S-e, welche um Geld u. Geldeswerth gespielt werden; von diesen S-en sind jetzt die Kartenspiele die gewöhnlichsten; bei diesen unterscheidet man wieder: aa) Stich- u. Points- (Augen-) spiele, bei denen die Stiche (resp. Points od. Augen) das S. entscheiden (wie z.B. Whist, Scat u. dgl.); bb) Hazard- (Glücks-) spiele (s.d.), welche in der Regel untersagt od. nur an gewissen Orten (auf Märkten, in Bädern etc. s.u. Spielhaus) erlaubt sind; sie werden gewöhnlich mit Karten gespielt od. mit Würfeln, Roulets, Geldwerfen (Kopf od. Schrift) etc., auch das Gerad u. Ungerad u. die Mora der Italiener gehört hierher; vgl. Karte (S. 345) II. A); cc) die Lotterie u. das Lotto sind eigentlich Hazardspiele durch Loose, dennoch sind sie in manchen Ländern erlaubt, da sie die Regierung zur Finanzspeculation benutzt hat, in anderen aber, u. bes. das Lotto, verboten; Lotterien sind auch dd) öffentlich angekündigte Ausspielungen, welche daher auch überall einer besonderen Erlaubniß bedürfen. 2) Im engern Sinu die Übereinkunst zwischen Zweien od. Mehren, wornach nach gewissen Regeln u. unter gewissen künftigen, zur Zeit noch ungewissen Umständen für den einen Theil ein Gewinn, für den andern Theil ein Verlust festgesetzt wird, s. Spielschulden; 3) die Zahl der zu einem Karten- od. anderem S. nöthigen Utensilien, so: ein S. Karten, Kegel, Würfel, Billardkugeln etc.; 4) S. der Hände, dei einem Schauspieler die in seiner Kunst begründete, regelmäßige Bewegung der Hände, eben so auch S. der Geberden; daher 5) überhaupt die Art u. Weise des Vortrags, doch mehr mit Ausschluß der Betonung der Worte; 6) eine nach gewissen Regeln eingerichtete Nachahmung menschlicher Handlungen, in so fern sie zur Belustigung Anderer dient; 7) die vermittelst eines musikalischen Instruments hervorgebrachten harmonischen Töne; 8) auch das Hervorbringen solcher Töne u. die Art, wie dies geschieht; 9) bei dem Militär so v.w. Trommel; 10) die regelmäßige Hin- u. Herbewegung einer ganzen Maschine od. einzelner Theile derselben; 11) der Schwanz mancher Thiere, z.B. der Fasanen; 12) so v.w. Federspiel 1)–4).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.