- Trommel
Trommel, 1) (ital. Tamburo, fr. Tambour), musikalisches Instrument, bes. beim Militär im Gebrauch. Es besteht aus einem Cylinder von Messingblech, der Trommelzarge od. dem Trommelkessel, welcher bei den T-n neuerer Construction 4–5 Zoll breit ist u. 14–15 Zoll Durchmesser hat. Auf ihm ruhen die Trommelfelle u. ist er zu ihrer Spannung auf beiden Saiten rund um einen Draht gehämmert. Eine in der Trommelzarge befindliche Öffnung heißt das Schallloch, ihm gegenüber ist ein Knopf, um welchen die Darmsaiten geschlungen werden. Der von der Trommelzarge eingeschlossene Raum heißt der Schallraum. Die die Trommelzarge auf beiden Seiten umschließenden Trommelfelle werden aus Pergament von Eselshaut od. aus weißgarem Kalbfell gefertigt, das obere Fell heißt das Schlagfell, das untere das Saitenfell. Diese Felle werden auf 1/2 Zoll starke Reisen von Eschenod. Weißbuchenholz, die Wirbelreifen, aufgespannt (gewickelt) u. durch zwei andere Reisen, die Trommelreifen, welche 11/2 Zoll breit sind, auf der Trommelzarge festgehalten. An dem obern Reisen sind acht Schraubenhalter mit ringförmigen Ausschnitten zur Aufnahme der Trommelschrauben angebracht; an diesem Reisen befindet sich auch noch ein mit zwei Ringen versehener Ansatz zur Aufnahme des[861] Darmsaitenhalters u. außerdem vier Löcher zum Einsetzen des Trommelhakens, an welchem die T. getragen wird. Am untern Trommelreifen sind acht Schraubenhalter mit Muttergewinden u. ein eiserner Halter zum Kniebügel, welcher der T., wenn sie geschlagen wird, einen Stützpunkt auf dem linken Schenkel des Tambours gewährt, sonst aber als Handhabe zum Tragen der T. dient. Die Darmsaiten bestehen aus zwei etwa 38 Zoll langen Saiten, von denen die stärkere mit Draht umsponnen ist. Die Enden einer Saite sind aneinander festgenäht. Die Saiten werden vermittelst des Knopfes an der Trommelzarge u. des Saitenhalters über dem Saitenfell festgespannt u. geben der T. den Klang. Der Saitenhalter ist eine Schraube mit einem Haken, durch denselben kann die Darmsaite nach Bedürfniß angespannt werden. Vermittelst acht Trommelschrauben u. der an den Reisen befindlichen Schraubenhalter werden die Trommelreifen fest mit einander verbunden u. die Trommelselle angespannt; von der Spannung der Felle hängt die höhere od. tiefere Stimmung der T. ab. Die T-n alter Art hatten eine höhere Trommelzarge u. bei ihnen geschieht die Verbindung der Trommelreifen durch Trommelleinen, deren Spannung durch Trommelschleifen von festem Leder. Bei manchen, u. bes. bei Kindertrommeln, ist der Cylinder aus einem breiten Holzspane verfertigt, solche T-n klingen dumpfer. Das Schlagen od. Rühren der T. geschieht mit zwei Trommelklöppeln (Trommelstöcken), hölzernen Stäben von hartem Holz, je nach der Größe der T. 10–16 Zoll lang, an welche vorn ein Knopf gedreht ist. Der Trommelschläger od. Tambour (s.d. 2) trägt beim Gebrauche die T. an einem breiten Riemen, Trommelriemen, über die rechte Schulter u. Brust gehängt an der linken Seite des Schenkels, bei den T-n neuerer Art an einem Trommelhaken von Messing, welcher durch ein bewegliches Scharnier an einer Lederschleife befestigt ist u. durch dieselbe am Säbelkuppel getragen wird. Obgleich die T. nur einen einzigen Ton von sich gibt, so kann doch durch das einfache od. doppelte Schlagen, durch Stärke od. Schwäche, Schnelligkeit od. Langsamkeit des Schlages, Wirbel, viele Veränderungen in dem Trommelschlage hervorgebracht werden. Der Trommelschlag wird zu verschiedenen militärischen Zeichen u. Commandos benutzt, auch dient er vorzüglich dazu, beim regelmäßigen Marsche den Schritt in gleichem Tempo zu erhalten, doch ist er auch eine angenehme Begleitung bei militärischer Musik. Die Manieren beim Trommelschlagen bestehen aus dem Wirbel, Schleifschlag, Doppelschlag etc. Bei Traueraufzügen wird die T. durch ein auf die obere Haut gelegtes Tuch u. Umwickelung der Saite gedämpft. Die Große T. ist eben so eingerichtet, nur drei- bis viermal größer u. der Cylinder immer von Holz; auch fehlt bei der untern Haut die Saite; man schlägt sie mit einem Klöppel, dessen großer Kopf mit Leder überzogen ist; bei jedem Schlag mit dem Klöppel wird zugleich auf dem andern Trommelfelle ein Gegenschlag mit einer Ruthe von Birkenreisig od. gespaltenem Fischbein gegeben. Sie wird nur zu Begleitung der Janitscharenmusik gebraucht. 2) so v.w. Federhaus; 3) bei Reactionsrädern der Cylinder, aus welchem das Wasser in die Schwungröhren fließt; 4) so v.w. Seilscheibe od. Seiltrommel; 5) an verschiedenen Maschinen eine stärkere, theils massive, theils hohle Walze od. Welle, z.B. an älteren Zwirnmühlen die Welle, von der aus die Mühle in Bewegung gesetzt wird; 6) Theil des Trommelstuhls, s.d.; 7) Theil verschiedener Spinnmaschinen, z.B. der Kratzen (s.d. 1) B) u. des Wolfs; daher Trommelubfall (Trommelwolle), Baumwollabfall, welcher aus den Trommeln der Kratzen beim Putzen derselben herausgekämmt wird. 8) bei Knetmaschinen u. Thonmühlen eine Walze, in welcher die Rührarme stecken; auch 9) so v.w. Knetmaschine; 10) eine Walze, auf welcher die Faden zum Dochte des Wachsstocks aufgewickelt werden; auch 11) der Wachsstock selbst, wenn er durch das Zieheisen geht u. aufgewunden wird; 12) hölzerner Haspel, auf welchem man die Ketten zu schweren Seidenstoffen ausgebreitet aufwindet, um sie dann von der T. durch den Scheidekamm auf den Kettenbaum zu übertragen; 13) Art Schiffswinde; 14) blecherner Cylinder zum Brennen des Kaffees; 15) so v.w. Dachrinne; 16) so v.w. Siebläufer; 17) (Jagdw.), so v.w. Hamen 2); 18) Garnsack, mit welchem die Staare des Nachts auf Teichen mit Anwendung eines Lichts gefangen werden; 19) ein Sack, dessen unterer Theil mit Reisen ausgespannt ist, um Rebhühner u. ähnliche Vögel darin lebendig fortzutragen; 20) an Kutschen der lederne Fußsack; 21) bei denselben ein cylinderförmiges Behältniß, welches in der Rückwand angebracht ist; 22) die stählerne Warze am Percussionsgewehr, s.d.; 23) (Säulentrommel), beim Säulenbau die einzelnen, gleichhohen Blöcke, welche anfänglich äußerlich roh belassen u. nur mit glattbearbeiteten Lagerflächen aufeinandergesetzt u. durch bronzene od. eiserne Dübel mit einander verbunden werden. Zuletzt wird dann die ganze so zusammengesetzte Säule äußerlich glatt bearbeitet u. mit Cannelirungeu versehen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.