Spitzen [2]

Spitzen [2]

Spitzen, ein seines, ein breites Band bildendes, größere od. kleinere Maschen zeigendes Geflecht, welches vorzüglich zu Verzierung der Kleidungsstücke gebraucht wird. Die S. werden entweder geklöppelt (franz. Dentelles), od. mit der Nadel genäht (Points), od. auch gewebt, namentlich die Gold- u. Silberspitzen. Man hat seidene u. halbseidene (Blonden), leinene aus dem feinsten Leinenzwirn (Spitzenzwirn), baumwollene, goldene u. silberne, vgl. Marly- u. Gacetreffen. Die meisten[575] u. schönsten, durch Weiße, Glanz u. Festigkeit ausgezeichneten S. liefern die Niederlande unter dem gemeinschaftlichen Namen Brabanter S. od. Kanten. Darunter sind die besten die genäheten, Brüsseler Flachszwirnspitzen mit Mustern; nach ihnen kommen an Werth die Mecheler S., darunter sind die Speldewerkskanten berühmt, zu welchen der allerfeinste Zwirn verarbeitet wird. Frankreich liefert sehr viel S.; die Alençoner genähten u. die Valencienner geklöppelten haben den höchsten Werth u. stehen den Brüsseler S. nur an blendender Weiße nach. Frankreich liefert auch viel seidene u. vorzüglich viel Gold. u. Silberspitzen. Eine geringere Art französische S. kommt unter dem Namen Bisette in den Handel. Die englischen S. (Englische Kanten) sind geringer als die brabanter u. französischen, doch führt England viel S. aus, welche nach Art des Spitzengrundes gewirkt sind u. in welchen die Muster ausgenäht werden, daher sie sehr wohlfeil sind. Die vorzüglichsten Orte sind Nottingham, Dorset, Buckingham, Salisbury, Northampton, Leith, Hamilton, Renfrew. Die Schweiz (Canton Basel) u. Italien liefern ebenfalls viel S. In Deutschland werden bes. in Holstein, im Böhmischen Hochgebirge, im Sächsischen Erzgebirge u. im Voigtlande S. verfertigt; zum Theil kommen die sächsischen S. den brabantern an Güte ziemlich nahe. In Spanien werden in Calledas viele S. für Amerika gefertigt. Man wäscht die S., indem man sie in Seifenwasser eine Zeitlang einweicht, sie dann mit. Seifenschaum zwischen den Händen klopft u. wieder ausspült u. sie schnell an dem warmen Ofen trocknet. Ganz seine S. näht man auch wohl zuvor auf einen weißen Leinwandstreifen. Seidene S., geklöppelt u. gewirkt, fertigt man in Paris, Mailand, Venedig, Genua etc.; in Deutschland in Barmen, Elberfeld, Schneeberg, Eibenstock, Annaberg, Buchholz etc. Über Papierspitzen s.u. Papier V. A) c) ff).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Spitzen... — Spitzen …   Deutsch Wörterbuch

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  • Spitzen — Spitzen, verb. regul. act. 1. Spitzig machen. So spitzen die Nadler die Nadeln, wenn sie selbige spitzig schleifen. Die Feder spitzen, spitzig schneiden. Nach einer größten Theils veralteten Figur ist, die Feder wider jemanden spitzen, ihn… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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  • Spitzen — I. Nadelarbeiten. Spitzen II. Vorwiegend Klöppelarbeiten …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Spitzen — (hierzu Tafel »Spitzen I u. II«), niederdeutsch Kant, Kante; franz: dentelle (Zähnchen), point (Punkt, Stich); ital.: merletto (Zäckchen), punto (Punkt, Stich, Spitze); engl.: point (Spitze), lace (Litze), Produkte der Textilkunst aus allen Arten …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Spitzen [1] — Spitzen, Abarbeiten der Spitzen der Getreidekörner, meist auf einem besonderen Mahlgang (Spitzgang, s.d.) bewirkt; s. Reinigungsmaschinen für Getreide und Spitzmaschinen. Arndt …   Lexikon der gesamten Technik

  • Spitzen [3] — Spitzen, Bestandteile von Drehbänken, Drehstühlen, Fräs und Schleifmaschinen zum Aufspannen der Arbeitsstücke zwischen Spitzen, s. Drehbänke, Bd. 3, S. 58, Drehstuhl, Bd. 3, S. 95, Fräsmaschinen, Bd. 4, S. 183, Körner ( spitze,… …   Lexikon der gesamten Technik

  • spitzen — V. (Mittelstufe) etw. spitz machen Synonym: anspitzen Beispiel: Bevor ich mich an die Zeichnung mache, muss ich noch den Bleistift spitzen …   Extremes Deutsch

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