Stab [1]

Stab [1]

Stab, 1) ein Körper, welcher bedeutend in die Länge gedehnt u. verhältnißmäßig dünn od. schmal ist; 2) der Stock, an welchem man geht od. welchen man als Auszeichnung trägt. Der S. (lat. Scipio, gr. Skepion) diente im Alterthum als Auszeichnung für ältere Personen u. Könige (s. Scepter); in den Volksversammlungen trug der Herold einen S., welchen er dem zum Sprechen Aufstehenden reichte, um durch Aufhebung desselben Stille zu gebieten. Friedensboten trugen auch Stäbe vor sich her (s. Caduceus); Triumphatoren einen elfenbeinernen (Scipio eburneus), die Bacchusbegleiter einen Thyrsusstab (s. Thyrsus). Außerdem war der S. in besonderer Form auch den Hirten beigelegt (s. Hirtenstab), welchen später in der Christlichen Kirche der Bischof als Symbol des Hirtenamtes in der Gemeinde trug (s. Bischofsstab). Den S. als Mittel bei Zaubereien (Zauberstab) führte in der griechischen Mythe Hermes; durch Berühren damit schläferte er die Augen der Menschen ein, verwandelte Kirke die Begleiter des Odysseus in Schweine u. Athene den Odysseus selbst in einen Greis u. machte ihn eben dadurch nachher wieder jugendlich. In Ägypten war der S. mit einem darauf gesetzten Auge Attribut des Osiris u. bezeichnete Würde u. Wachsamkeit; 3) ein Zeichen der richterlichen u. oberherrschaftlichen Gewalt; daher 4) bald ein Obergericht, welches über Leben u. Tod Gewalt hat, bald auch nur ein Untergericht; 5) so v.w. Gerichtsbarkeit, daher Hof-, Bürger-, Lehnsstab; 6) so v.w. Rathhaus, mit der davon abhängigen Gerichtsstätte; 7) so v.w. Faßdaube; 8) ein Längenmaß, in Berlin 14 Ellen, in Frankfurt a. M. 21 Ellen; beim Verkauf seidener Zeuge am Rhein u. in Frankreich, so v.w. Aune (s.d.); in den tyroler Bergwerken ein Maß von 1 Elle u. 3 Querfinger (395 Pariser Linien); 9) (Bauk.), so v.w. Rundstab, s.u. Glied 6) B); daher auch 10) ein Messer mit bogenförmiger Schneide, mit welchem man die Rundungen von Leistenwerk beschneidet od. abschabt; 11) die halbrunden Reisen zur Verzierung u. Verstärkung des Kanonenlaufes; daher Hinter- u. Vorderstab, nach dem Orte, an welchem sie sich befinden; 12) (Herald.), so v.w. Schmaler Pfahl, s.u. Ehrenstücke A) a); 13) so v.w. Grundstrich, bes. bei der Runenschrift, s. Runen; 14) eine Papiersorte; 15) an den Schäften des Webstuhls die beiden dünnen Latten, zwischen denen die Litzen ausgespannt sind; 16) die Leisten od. Wangen des Riedblattes; 17) die in den Leisten des Riedblattes befestigten Zähne od. Riede.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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