- Stroßenbau
Stroßenbau, eine Art des Abbaues von Gängen in der Richtung von oben nach unten, indem man von der Sohle einer Strecke aus niederwärts Stufen (Stroßen) aushaut. Zuerst täuft man die Sohle ein wenig ab u. haut dann nach der Richtung der Sohle das Erz aus. Ist der Häuer (Stroßenhäuer) etwas vorwärts, so wird um einige Fuß tiefer abgeteuft u. ebenfalls nach der Richtung der Strecke von einem zweiten Häuer, welcher immer um mehre Fuß hinter dem ersten zurückbleibt, das Erz ausgehauen. Wird der Bau von einem Schachte aus begonnen, so ist kein Abteufen nöthig. Ist der Bau einige Zeit lang betrieben worden, so hat er das Ansehn einer Treppe mit großen Stufen. Geht man mit dem Abteufen fort, so daß dieses stets um mehre Lachter voraus ist, so muß man eine Bühne schlagen, um die Arbeiter vor Beschädigung durch Wände, welche sich auf der Stroße losziehen, zu sichern. Durchsinkt man mit einem Schachte ein bauwürdiges Mittel, welches sich auf den beiden Schachtstößen zeigt, so geht man nach beiden Richtungen auf dem Gange fort, wobei die Sohle des getriebenen Ortes durch die zweite Stroße herausgerissen wird. Ein solcher S., welcher zu beiden Seiten eines Schachtes liegt, wird zweiflügelig genannt. Das günstigste Verhältniß der Höhe einer Stroße zu ihrer Länge ist = 1_: 3, od. 1_: 4; macht man die Stroße länger, so entsteht daraus das sogenannte Langschubhauen, wobei die Bohrlöcher nicht so vortheilhaft angelegt werden können. Haut man die Stroße zu hoch, so rückt der Bau zu wenig ins Feld u. das Erzmittel wird dann nicht nach seiner ganzen Erlängung ausgehauen (man hat sich in den Sack gebaut). Bei mächtigen Gängen haut man die Stroßen nur auf dem Gange u. schießt aus dem Ganzen; in diesem Falle ist kein Verschrämen (vgl. Schrammen) nöthig. Bei weniger mächtigen Gängen nimmt man das Nebengestein zuerst hinweg u. haut dann die Stroßen nach. Durch das Verschrämen wird der Gang von mehren Seiten frei u. kann dann um so leichter durch die Sprengarbeit gewonnen werden. Bei sehr geringer Mächtigkeit des Ganges, wo man mehr. Nebengestein als Gang aushauen muß, um der Stroße gehörige Breite geben zu können, gewinnt man den Gang durch den Schramm. Zieht sich der Gang lange unedel fort, so schießt man auch hier aus dem Ganzen. Bei dem S-e mit Verschrämung legt man den Schramm auf die Seite, auf welcher das Gestein am meisten gebräche u. losgegangen ist. Hat der Gang im Hangenden eine Ablösung, so legt man den Schramm nicht gern ins Liegende, weil in diesem Falle das unverschrämte Gestein zur unrechten Zeit nachkommen könnte. Man belegt gewöhnlich zwei Stroßen mit einem Häuer, damit die Häuer sich bei der Arbeit nicht hindern. Das mitgewonnene nichthaltige Gestein wird wieder in die Grube verstürzt, indem man, sobald der S. einige Länge u. Tiefe erreicht hat, in gewissen Abständen Stempel od. Balken vom Liegenden zum Hangenden einzieht, mit Bohlen od. Stangen belegt u. darauf die Berge stürzt; man nennt dies Kastenzimmerung. Die Kasten dienen zugleich zur Unterstützung, indem sie die überflüssigen leeren Räume wieder ausfüllen. Der S. hat vor dem Firstenbau Vorzug, wenn dem Häuer das Gestein zufällt, auf Grenzen, welche sich oft trümmern, bei edlen Geschicken, weil man hierbei eher Erze u. Berge sondern kann; dann liefern die S-e auch gleich bei ihrer ersten Anlage Erze. Sie stehen aber den Firstenbauen nach wegen der kostbaren Kastenzimmerung u. der schwierigen Förderung; auch können sie auf sehr wasserhaltigen Punkten nicht angelegt werden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.