- Tanhäuser
Tanhäuser, 1) nach der deutschen Volkssage ein Ritter aus den Rheinlanden, welcher seine Ritterfahrt nach Osten machte; zum Begleiter nahm er den treuen Eckard, einen Dienstmann seines Vaters. Er wollte den Berg der Frau Venus mit ihrer Herrlichkeit schauen. An den Hörselberg bei Eisenach gekommen, hörte er ein wunderbares Klingen; trotz dem Rufe des treuen Eckards folgte er doch den Zaubertönen u. gelangte in die Mitte von tanzenden Bacchantinnen, welche ihn zu einem hohen Felsenthore geleiteten. Im Inneren des Berges erblickte er nun Frau Venus auf hohem Throne, Apollo den Sänger mit den Musen, Bacchus von Mänaden umschwärmt, Grazien, Nymphen, Gnomen u. Salamander etc. Er eilte in den Berg, wo ihn Frau Venus mit offenen Armen empfing, neben sich thronen ließ u. ihm Gemahlin wurde. Der Berg schloß sich aber sogleich, u. der treue Eckard blieb davor u. warnte die, welche sich nahen wollten. Nach einiger Zeit wurde aber T. dieses Leben überdrüssig u. er suhlte Gewissensbisse, weshalb er die Frau Venus beschwor ihn zu entlassen, damit er sich von dem Papst Verzeihung erbitte. Endlich gewährte sie seine Bitte, jedoch versprach er auf Ritterwort zurückzukehren, wenn ihm der Papst Verzeihung versage. Er wallfahrtete nun nach Rom u. beichtete dem Papst Urban sein Vergehen, doch wendete sich der Papst voll Abscheu von ihm u. versagte ihm die Absolution, weil Gottes Gnade für ihn ebenso unmöglich sei, als daß sein Stab, welchen er gerade in der Hand hielt, wieder grün werden könne. Traurig lehrte T. in den Berg zurück. Nach drei Tagen aber sähe der Papst seinen Stab grünen u. obgleich er Boten nach T. aussendete, fand man denselben doch nicht. Nach anderen Erzählungen schritt der treue Eckard gegen den Berg, um seinem Herrn dies Gnadenzeichen zu überbringen; sogleich öffneten sich vor dem blühenden Stabe die Felsenthore, u. er schritt hinein, mit seinem Herrn hier den jüngsten Tag zu erwarten. Tieck im Phantasus, Berl. 1812, 1. Bd., u. Duller, in G. Dörings Phantasiegemälden für 1835, haben diese Sage zu Erzählungen u. R. Wagner zu einer Oper benutzt. Vgl. Gräße, Die Sage vom Ritter T., Dresd. 1845. 2) (Tanhuser, Thannhäuser), deutscher (wohl baierischer) adeliger Dichter in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh., sang am Hofe des Herzogs Friedrich des Streitbaren, dann an dem des Herzogs Otto II. von Baiern; wohnte vermuthlich auch einem Kreuzzuge nach Palästina bei. Seine Gedichte von den Freuden des Maies u. des Tanzes u. von der Gunst der Frauen in der Manessischen Sammlung (Theil 2. S. 58 ff.) u. im 6. Bd. von Haupts Zeitschrift für deutsches Alterthum. Sein Name ist mit der Sage von dem Vorigen verflochten worden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.