- Tempo
Tempo (ital., in der Mehrzahl Tempi), 1) Zeit; insbes. 2) die rechte bestimmte u. passende Zeit; 3) bei allerlei regelmäßigen Übungen der Menschen u. Thiere ein einzelner Zeitabschnitt, in dem ein Theil der Bewegungen ausgeführt wird, od. auch dieser Theil der Bewegung selbst; daher T. commŏdo (in einem bequemen Zeitmaße), Angabe, daß man ein Tonstück, welches viele geschwinde Notenfiguren enthält, in solcher Geschwindigkeit ausführen soll, daß die geschwinden Notendeutlich u. mit Ausdruck vorgetragen werden können. T. di menuetto, T. di marcia, im Zeitmaß einer Menuett, eines Marsches. T. di prima (T. primo, T. primiero, im ersten Zeitmaße) wird vornehmlich da gebraucht, wo in demselben Tonstück das Zeitmaß nach Vorschrift schneller od. langsamer geworden ist u. wieder zur ersten Taktbewegung zurückkehren soll. T. giusto (das rechte Zeitmaß), Überschrift von Musikstücken, wo es der Componist dem Spieler überläßt, das richtige Zeitmaß nach eignem Gefühl u. Geschmack selbst zu treffen. T. rubato (d.i. gestohlenes Zeitmaß), theils die Takteintheilung, wo kurze unaccentuirte Noten auf gute Taktzeit u. so umgekehrt fallen, wie z.B. bei der Synkope; theils eine eigenthümliche Art des gefühlvollen Vortrags, wobei man sich in der Oberstimme nicht streng an den Takt hält, indem man entweder eine kurze Note auf Kosten einer darauf folgenden längern, länger anhält u. accentuirt, als es vorgeschrieben ist od. das Umgekehrte thut; 4) die Gleichmäßigkeit dieser Bewegungen der Zeit u. dem Maße od. Raume nach; 5) das Zeitmaß, der Grad der Schnelligkeit, in welchem ein Tonstück ausgeführt werden soll u. welcher zu Anfang eines jeden Tonstücks auch wohl mit Angabe des Taktmessers bezeichnet wird; die fünf Hauptgrade des T. sind: Largo, Adagio, Andante, Allegro u. Presto; 6) das was bei einem Commando in einem Absatz zu thun ist, so geschieht das Gewehr bei Fuß nehmen in einigen Armeen in drei, in andern mit zwei Tempi; 7) (à t.), gleichzeitige Hiebe u. Stöße, s.u. Fechtkunst I) C).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.