- Umgang
Umgang, 1) Gang, welcher um ein Gebäude führt, bes. in Klöstern so v.w. Kreuzgang 3); 2) feierliche Procession; 3) feierliche Besichtigung der Flurgrenzen etc.; 4) Gang zu den Einwohnern eines Ortes, um von denselben ein auf Herkommen gegründetes Geschenk zu erbitten, bes. seitens der Schullehrer, welche in dieser Absicht mit ihren Schülern von Haus zu Haus gehen u. singen; 5) der persönliche Verkehr unter Menschen, bes. der gesellige Insofern dabei nach Verschiedenheit der Stände, des Alters, des Geschlechts theils Gesinnungen ihren Ausdruck ü. ihre Befriedigung suchen, theils mehr od. weniger bestimmte Regeln für die Art des Verkehrs sich meist stillschweigend ausbilden u. in der äußeren Sitte befestigen, spricht man von Gesinnungen u. Formen des U-s, zu denen auch die Sprache des U-s gehört. Unter geschlechtlichem U. versteht man den Verkehr zwischen Personen verschiedenen Geschlechtes, auch wo derselbe vorzugsweise auf Befriedigung des sinnlichen Triebes gerichtet ist. Vgl. Knigge, Über den U. mit Menschen, Hannov. 1788, 3 Bde., u.ö. Die Ausdrücke U. mit sich selbst, U. mit Gott bezeichnen die Ähnlichkeit, welche zwischen dem Verkehr mit sich selbst od. mit Gott u. dem mit Anderen in sofern stattfindet, als die eigene od. die göttliche Persönlichkeit der eigenen Gesinnung u. der eigenen Reflexion gegenüberstehend betrachtet wird. Der Mystizismus (s.d.) hat dem U. mit Gott häufig die Lebhaftigkeit einer sinnlichen Wahrnehmung beigelegt. 6) Überhaupt die anhaltende, liebevolle, sich hingebende Beschäftigung mit irgend einem Gegenstande, z.B. U. mit der Natur, den Wissenschaften etc. 7) Im U. stehen, so v.w. Umgehen 5); 8) (Hüttenw.), so v.w. Schicht; 9) so v.[151] w. Schmitze 3); 10) am Pferdegeschirr ein breiter Riemen, dessen beide Enden an den Brustringen befestigt sind u. welcher um das Hintertheil des Pferdes geht; er erleichtert bergabwärts das Aufhalten des Wagens; 11) ein Gang, welcher um ein Gebäude, bes. um einen Thurm geführt wird.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.