Vollblütigkeit

Vollblütigkeit

Vollblütigkeit (Plethora, Polyaemia, Blutfülle), der Zustand, bei welchem die Blutmenge des Körpers zu groß scheint u. schon bei geringem Anlaß krankhafte Störungen auftreten Man unterscheidet a) allgemeine wahre V. (P. vera), bei wirklicher Überfülle von Blut; b) örtliche od. congestive V. (P. topica), bedingt durch Stauung des Blutes in einzelnen Theilen des Gefäßsystems; c) vorübergehende V. (Orgasmus), vorzugsweise bei Erhitzung. Die Ursachen können sehr verschieden sein. Man unterscheidet eine angeborene V. (plethorische Disposition), indem die blutbereitenden Organe zu energisch fungiren u. aus der Nahrung mehr Blut bereiten als bei anderen Individuen; ferner eine erworbene V., wie bei Vielessern, Stubenhockern u. Langschläfern, od. wenn kränkliche u. krankhafte Blutentleerungen, wie Gewohnheitsaderlässe, Menstrual- od. Hämorrhoidalblutflüsse, auch Diarrhöen, Eiterungen, Fußschweiße etc. plötzlich od. wenigstens binnen einer zur Entwöhnung des Organismus nicht hinreichenden Zeit aussetzen. Krankheitssymptome treten erst dann ein, wenn ein größerer Abschnitt des Gefäßsystems in unregelmäßige Thätigkeit geräth od. wenn ein wirklicher Krankheitszustand dazu kommt; es entstehen alsdann Congestionen nach Kopf- u. Brustorganen, welche zu Blutflüssen u. Apoplexien führen können. Die V. localisirt sich gern im Unterleib (Unterleibsplethora, P. abdominalis). Die angeborene V. kann durch zweckmäßige Nahrung u. Abhärtung des Körpers etwas gehemmt werden. Macht die V. Störungen irgend wie bedenklicher Art, so muß die Blutmasse vermindert werden durch Aderlaß, örtliche Blutentziehungen od. durch Fasten, Wassertrinken, Laxiren.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Vollblütigkeit — Vollblütigkeit, s. Hyperämie …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Vollblütigkeit — Vollblütigkeit, lat. plethora, im engern Sinne Ueberfluß an Blut, im weitern Sinn auch Ueberfluß an circulirenden Bildungssäften überhaupt, ein Zustand, dessen wirkliches Vorkommen noch nicht mit Bestimmtheit erhoben ist. Die Erscheinungen, denen …   Herders Conversations-Lexikon

  • Vollblütigkeit — Vọll|blü|tig|keit 〈f. 20; unz.〉 1. vollblütige Beschaffenheit 2. 〈fig.〉 Lebenskraft, Temperament * * * Vọll|blü|tig|keit, die; : das Vollblütigsein. * * * Vọll|blü|tig|keit, die; : das Vollblütigsein …   Universal-Lexikon

  • Vollblütigkeit — Vọll|blü|tig|keit, die; …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Schwangerschaft — (Graviditas), der Zustand einer werdenden Mutter von der Empfängniß bis zur Geburt des Kindes, im Zeitraum von 9 Sonnen od. 10 Mondesmonaten od. 280 Tagen, mit nur geringen naturgemäßen Verkürzungen od. Verlängerungen. Die Empfängniß u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Stahlsches System — Stahlsches System, Stahl (s.d. 1), unterwiesen in den Lehrsätzen der Medicin von Sylvius u. Willis, nach welchen alle Krankheiten aus Schärfe der Säfte hergeleitet wurden, konnte sich nicht erklären, wie die Säfte des Körpers, welche an sich… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Bad [1] — Bad (lat., Balneum), Anwendung verschiedener Flüssigkeiten auf die äußere Haut des ganzen Körpers, zum Theil auch auf die inneren Theile, so daß dieselben darein eingetaucht, od. damit umgeben, od. tropfen , strahl od. stromweise damit in… …   Pierer's Universal-Lexikon

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  • Bier — (hierzu Tafel »Bierbrauerei« mit Text), gegornes und noch in schwacher Nachgärung befindliches alkoholisches Getränk, das aus Getreide (meist aus Gerste), Hopfen und Wasser, oft unter Benutzung von Surrogaten, bereitet wird. Das hauptsächlichste… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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