- Wasserheizung
Wasserheizung, Heizung mit erwärmtem Wasser, beruht auf dem Princip, daß, wenn eine wärmere Wassersäule mit einer kälteren communicirt u. mit letzter im Gleichgewichte ist, erstere größere Höhe hat als letztere; sind dagegen beide Wassersäulen von gleicher Höhe, so übt die kältere, deren Wasser ein größeres specifisches Gewicht hat, einen größern Druck aus, treibt mithin die wärmere in die Höhe u. bewirkt einen Kreislauf beider Säulen, wenn eine fortwährende Erwärmung der einen u. Abkühlung der andern Statt hat. Durch diese Circulation des warmen Wassers in Röhren kann eine beliebige Heizung bewirkt werden. Die W. erfolgt entweder mit Tiefdruck od. mit Hochdruck. Bei der a) W. mit Tiefdruck od. Warmwasserheizung wird das Wasser auf 80 Grab erwärmt, u. zwar in einem, im untersten Theile (Souterrain) des zu heizenden Gebäudes od. Raumes befindlichen Kessel. Von da geht ein Hauptsteigrohr nach dem höchsten Punkte des Gebäudes u. von hieraus führen Vertheilungsrohre das heiße Wasser nach den zu heizenden Räumen, sowie von da zurück durch ein gemeinschaftliches Sammelrohr wieder nach dem Boden des Kessels. Das dem Kessel durch das Sammelrohr wieder zugeführte abgekühlte Wasser wird von Neuem erwärmt u. steigt im Hauptrohr in die Höhe, um denselben Kreislauf wieder zu vollbringen. Man hat vier verschiedene Anordnungen der Holzröhren; man legt die Röhren in den Fußboden u. überdeckt die Rohrkanäle mit durchbrochenen Eisenplatten; die Röhren werden auf den Boden gelegt u. zwar entlang den Umfassungswänden der Räume hingeführt; man bringt die Röhren wie die Dampfheizungsrohre über Mannshöhe im zu beheizenden Räume an; od. endlich man bringt nur verticale Rohrleitungen (in den Ecken des Zimmers) an u. verbindet diese mit besonderen Wasseröfen, in denen dem Wasser eine größere Abkühlungsfläche geboten wird. Die letztere Anordnung eignet sich namentlich für Heizung eleganterer Zimmer. Die lichte Weite der Heizröhren beträgt gewöhnlich bis zu 31/2 Zoll. Auf 1 Quadratfuß Abkühlungs- (Röhren-)fläche nimmt man im Allgemeinen bei dieser Heizungsart einen Zimmerraum von 125 Cubikfuß an. Bei der b) W. mit Hochdruck od. Heißwasserheizung (nach Perkins'schem System) wird das Wasser in luftdicht verschlossenen Gefäßen erhitzt, kann demzufolge nicht verdampfen u. nimmt einen Temperaturgrad von 150 bis 200 Grad an. Das auch beim Niederdruck auf den Apparat anzubringende Expansionsgefäß ist hier gut verschlossen, der Sicherheit wegen aber daneben ein Sicherheitsventil angebracht. Die aus schmiedeeisernen od. kupfernen Rohren von nur 1/2 Zoll lichter u. 1 Zoll äußerer Weite bestehende Leitung wird in der Regel auf 1/6 ihrer ganzen Länge dem Feuer ausgesetzt ü. daher ist dieser Theil der Leitung im Feuerraume spiralförmig gewunden. Man nimmt an, daß 1 Quadratfuß Rohrfläche bei dieser Heizungsart einen Raum von 250 Cubikfuß auf 15 Grad Wärme erhält. Bei diesem Perkins'schem Heizsystem muß das Wasser trotz dem luftdichten Verschlüsse von Zeit zu Zeit ersetzt werden, obwohl nirgends ein Entweichen von Dampf od. Gas stattgefunden hat. Die W. mit Hochdruck ist nur in solchen Fällen mit Vortheil anzuwenden, wo ein System von 1000 Fuß Länge zur Beheizung ausreicht, wo die Vertheilung der Wärme mehr in die Länge u. Breite, als in die Höhe gehen muß u. wo keine Unterbrechung in der Beheizung erfolgt, da die in den Röhren befindliche geringe Wassermenge bei nur zeitweiliger Benutzung leicht zum Gefrieren kommen u. der Apparat dadurch gänzlich ruinirt werden kann.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.