- Weißensee [1]
Weißensee, 1) Kreis des Regierungsbezirks Erfurt in der preußischen Provinz Sachsen; 2) Stadt darin, an der Helbe; Landrathsamt, zwei evangelische Kirchen, altes Schloß, sonst Johanniter-Ordens-Komthurhof, bedeutende Leinweberei, Tabaks- u. Saflorbau; 2800 Ew. Das Schloß wurde 1168 von Jutta, Gemahlin des Landgrafen Ludwig IV. des Eisernen, erbaut u. dann von dem Landgrafen die Stadt dabei angelegt. Hier wurde 1201 der Erbstreit der Grafen von Hohenstein durch den Landgrafen Hermann I. geschlichtet. 1204 wurde die Burg vom König Philipp vier Wochen vergebens belagert. 1212 belagerte u. verbrannte der Gegenkönig Otto die Stadt. Im Thüringischen Erbfolgekriege wurde W. 1249 wieder ein Raub der Flammen. Nach dem Verkaufe Thüringens durch den Landgrafen Albrecht an den König Adolf eroberte dieser W. u. errichtete hier zuerst das thüringische Landfriedensgericht. Doch kam W. wieder an die Landgrafen u. Friedrich IV. lebte gewöhnlich hier u. st. hier 1440. Darauf verfiel die Burg, zum Theil wurde sie Sitz des Amtes. Wegen der Treue, welche die Stadt in dem Bauernkriege gegen ihren Fürsten bewiesen hatte, erhielt sie die Vergünstigung nur die Hälfte an Landsteuern zu bezahlen. 3) See im baierischen Kreise Schwaben; 4) See im Bezirk Greifenburg des österreichischen Herzogthums Kärnten, fließt durch den Weißenbach zur Drau, ist sehr fischreich.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.