Zooamylin

Zooamylin

Zooamylin nennt man stärkemehlartige Substanzen, welche im Thierreich vorkommen; man kennt bis jetzt nur deren zwei, u. zwar: a) Paraamylum (Euglenenstärke) in Euglena viridis, einer unter die Infusorien gehörigen Species, von Gottlieb entdeckt. Im Leben und eine Zeit lang nach dem Absterben enthalten diese Thiere eine Anzahl kleiner Körner, welche durch Jod nicht gefärbt werden, sonst aber der Weizenstärke ähnlich, nur kleiner sind. Die Substanz dieser Körner ist in Wasser u. Säuren unlöslich u. hat die Zusammensetzung C12H10O10. Kochende Säuren verwandeln das Paraamylum nur schwierig in Zucker, Diastase wirkt gar nicht darauf; dagegen löst sie sich schnell auf u. geht in gährungsfähigen Zucker über, wenn man sie mit überschüssiger wuchernder Salzsäure kocht. Diese Körner sind Keime, welche nach dem Absterben des Thieres sich selbständig entwickeln können. b) Glykogen, von Bernard in der Leber des Menschen u. vieler Thiere entdeckt, neuerdings auch in gewissen Zellen der Placenta bei Nagethieren u. auf der Amnioshaut mancher Thiere, sowie überhaupt als Bestandtheil der Muskeln u. vieler Gewebe in gewissen Perioden des Fötuslebens nachgewiesen. Man stellt das Glykogen am besten aus der Leber dar, indem man dieselbe möglichst bald nach dem Tode zerschneidet, in siedendes Wasser legt, zerreibt u. auskocht; aus der ausgepreßten u. filtrirten Flüssigkeit fällt überschüssiger Alkohol das Glykogen in gelblichen Flocken. Um es von anhängenden Proteïnkörpern zu befreien, wird es mit Kalilauge gekocht u. wieder durch Alkohol gefällt. Das Glykogen erscheint nicht in Körnern, sondern als amorphe Masse innerhalb der Zellen, ist farblos, geschmacklos, in kaltem Wasser löslich, wird durch Jod bald roth, od. braun, bald blau gefärbt; durch basisch essigsaures Bleioxyd wird es gefällt, Salpetersäure verwandelt es in Xyloidin. Vielleicht existiren mehre Modificationen des Glykogens. Es kann leicht in Zucker übergeführt werden, u. zwar durch dieselben Mittel, welche Pflanzenstärke in Zucker verwandeln.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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