- Zungenbein
Zungenbein, 1) (Os hyoïdeum), steht mit dem Skelet in sehr unbedeutender Verbindung, ist eigentlich ein integrirender Theil der Zunge, welcher er zur Befestigung, sowie mehren zu ihr u. zum Kehl- u. Schlundkopf gehenden Muskeln zum Stützpunkt dient. Im Ganzen betrachtet hat er die Gestalt eines 0, od. zweier an den Wurzeln vereinigten Ochsenhörner u. stellt einen unpaarigen Knochen dar, dessen Mitte mit der Mittellinie des Körpers zusammenfällt, besteht aber aus fünf, durch Bänder u. Knorpel mit einander verbundenen Knochen. Diese sind: a) ein mittlerer Z. (Mittelstück, Körper, Os hyoïd. medium, Corpus ossis hyoïdei), welcher schildförmig, breiter als hoch, auf der inneren Fläche concav, auf der äußern, durch eine mehr nach oben befindliche Querlinie in zwei ungleiche Hälften getheilten Fläche convex ist. b) u. c) zwei untere Seitenzungenbeine (große Hörner, Ossa hyoïdea lateralia inferiora, Cornua majora ossis h.); sie setzen sich, von vorn nach hinten meist etwas divergirend, unmittelbar von jeder Seite des vorigen in horizontaler Richtung fort, sind länger als dieser, von ihrer Wurzel aus an Stärke nach hinterwärts schmäler werdend, endigt jeder in ein überknorpeltes Knöpfchen. d) u. e) zwei obere Seitenzungenbeine (kleinere Hörner, Ossa hyoïdea lateralia superiora, Cornua minora o. h.); sie gehen von den Vereinigungsstellen der vorigen von unten u. innen nach oben u. außen ab, stets kleiner als die Seitenzungenbeine, länglichrund, 2 Linien bis 11/2 Zoll lang, an Gestalt, Größe u. Lage sehr variirend. Fast jederzeit ist das linke doppelt so groß als das rechte. Ihrer Substanz nach sind alle äußerlich dicht, innen zellig, markig. Sie sind durch Knorpelflächen u. kleine Kapselbänder mit einander verbunden, selbst im höheren Alter verwachsen. Die oberen Seiten des Z-s sind durch schlaffes Zellgewebe, welches von dem Griffelfortsatz des Schläfebeins zum hinteren Rande des Unterkieferwinkels herabläuft, von wo ein cylindrischer Fortsatz zur Spitze des Seitenzungenbeins abgeht (Ligamenta suspensoria ossis h.), mit einem Fortsatz verbunden. Mit dem Kehlkopf sind die Z-e mittelst dem mittleren Schild- u. Zungenbeinband (Ligamentum thyreo-hyoïdeum medium), welches von dem mittleren Z. zu dem oberen Rande des Schildknorpels geht, u. mittelst dem seitlichen Schild- u. Zungenbeinband (Ligam. thyreo-hyoïd. laterale), welches länglich, rundlich, von dem obern Horn des Schildknorpels zu dem Knöpfchen des unteren Seitenzungenbeins jeder Seite geht, u. welches meist einen kleinen Knorpel od. Knochen, den Weizenknorpel (Nodulus trit icus, Granum triticum), enthält, vereinigt. Die Verknöcherung des Z-s beginnt beim Fötus erst gegen das Ende der Schwangerschaft, u. zwar in den untern Seitenknochen. Das mittlere verknöchert erst in einigen Monaten, u. um das 18. Jahr sind auch die obern Seitenknochen völlig ausgebildet. 2) Ein Theil der Unterlippe bei den Insecten, s.d. A).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.