- Zäumung
Zäumung (Aufzäumung), das Auflegen des Zaums (s.d.), ist bes. bei jungen Pferden von größter Wichtigkeit, indem ein Pferd durch schlechte Z. ganz verdorben werden kann. Junge Pferde, welche nicht mit dem Kappzaum (s.u. Zaum) geritten werden, müssen zuerst immer mit der Trense gezäumt werden, u. erst wenn sich das Maul durch diese an das Eisen gewöhnt hat, wird eine Kanthare aufgelegt. Die zweckmäßige Z. hängt aber von der Kenntniß der Theile des Pferdemauls ab, so daß man das Mundstück (s. Stange) derselben nach der Beschaffenheit dieser Theile einrichtet. So erhält ein Pferd mit scharfen u. empfindlichen Laden u. zugleich dicker Zunge in engem Kanale ein gerades Mundstück, welches blos auf der Zunge aufliegt; bei glatten, runden u. fleischigen Laden hingegen wird ein stärkeres Mundstück, etwa mit Walzen, angewendet, bei diesen Eigenschaften u. einer dicken Zunge das Posthornmundstück eingeschnallt, bei noch geringerer Empfindlichkeit aber das Dessauer u. bei ganz verdorbenen Pferden das stehende Galgengebiß, welches manchmal noch obendrein mit Walzen versehen ist, gebraucht. Bei dem letztern hat die Zunge alle Freiheit, u. das Mundstück liegt hauptsächlich auf den äußern, schärfern u. empfindlicheren Rändern der Laden; damit aber auch diese nicht so sehr leiden, so läßt man am Ende genug Eisen, wodurch die Lefzen einen Theil des Drucks erhalten. Einige Pferde haben an den innern Lefzen eine harte, erst durch den Druck zu scharfer Mundstücke erzeugte Haut (Frösche), welche sie so geschickt zwischen das Mundstück u. die Laden ziehen können, daß letztere nichts vom Druck des ersteren empfinden, u. ungeachtet des schärfsten Mundstücks gehen solche Pferde nach Belieben durch. Solchen Pferden muß das Mundstück weiter als das Maul gemacht werden, wodurch es ihnen unmöglich wird die Frösche dazwischen zu schieben. Die Kanthare wird oberflächlich in den Zaum eingeschnallt, u. zwar so, daß das Mundstück etwa einen Zoll über den Haken der Lade (bei Stuten über der Stelle, wo die Haken eigentlich sitzen) zu liegen kommt; dann wird die Kinnkette eingehängt. Der Nasenriem darf weder zu tief (wo er die Nasenlöcher zuzieht u. das Pferd am freien Athmen hindert), noch zu hoch liegen (indem dann das Kopfgestelle nicht fest liegt u. die Kanthare leicht durchfällt). Hat der Zaum einen Kehlriemen, so muß man darauf sehen, daß er nicht zu kurz ist, wo das Pferd leicht gerieben u. am Schlund u. der Luftröhre incommodirt wird. Auch die Untertrense muß beachtet werden, sie darf weder zu viel noch zu wenig Spielraum im Maule haben.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.