Ölfarben

Ölfarben

Ölfarben, 1) Erd-, Mineral- u. Lackfarben, welche mit Öl angerieben u. aufgetragen werden können, vgl. Malerfarben a) u. b); 2) die mit Öl angeriebenen Farben. Die feineren in der Ölmalerei gebrauchten O. werden mit Nuß- od. Mohnöl angerieben; sie kommen so zubereitet in den Handel u. werden in Thierblasen verkauft (vgl. Ölmalerei); die gröberen, zum Anstrich der Thüren u. des Hausgeräthes od. der Wände bestimmten Ö. bereiten sich Maurer u. Tischler selbst, indem sie Mineralfarben mit Leinöl anreiben. Da aber das gewöhnliche Leinöl nur langsam an der Luft zu einer festen zähen Masse eintrocknet, so wird das Leinöl zuvor. 3–4 Stunden mit einem Zusatze von Bleiglätte gelinde gekocht u. dadurch in Ölfirniß (vgl. Firniß 1) verwandelt; dieser wird z.B. zur Buch- u. Kupferdruckfarbe verwendet. Für helle Ö. braucht man statt des Leinöls ein weniger stark gefärbtes Öl, z.B. Nuß- od. Mohnöl. Ein Zusatz von Terpentinöl erleichtert das Auftragen der Farbe, verzögert aber das Trocknen; um sehr schnell trocknende Ö. zu erhalten, wird ein Siccativ od. Trockenöl zugesetzt, d.i. ein sehr starker Ölfirniß aus Leinöl mit gepulverter Bleiglätte, Mennige, Umbra u. Talk erhitzt u. nach dem Erkalten Terpentinöl darunter gemischt. Ein Zusatz von Kautschuklösung in Stein- od. Terpentinöl erhöht die Zähigkeit u. Haltbarkeit der Ölfarbe. Zu groben Ö. kann man Thran anstatt des Ölfirnisses od. mit dem Ölfirniß anwenden. Vor dem Anstreichen mit der Ölfarbe wird der anzustreichende Gegenstand gegründet od. grundirt, d.h. mit in viel Ölfirniß abgeriebenem Bleiweiß gestrichen; nur geringere, der Nässe nicht ausgesetzte Gegenstände grundirt man mit Leimfarben. Die Ölfarbe selbst trägt man kalt, nach Bedarf mit Terpentinöl verdünnt, gewöhnlich als dreimaligen Anstrich auf, wobei zwischen je zwei Anstrichen mindestens 48 Stunden verfließen sollen. Will man den Glanz des Ölfarbenanstriches erhöhen, so gibt man ihm einen Überzug mit Kopalfirniß. Ein Anstrich mit Ölfarbe (Ölanstrich) dient nicht blos zur Zierde, sondern auch zur besseren Dauer hölzerner Sachen, welche dem Wetter ausgesetzt sind. Die Ölanstriche widerstehen der Feuchtigkeit u. lassen sich, nachdem sie vollständig ausgetrocknet sind, mit Wasser, sogar mit Seife abwaschen, nur muß man zu starkes Reiben vermeiden. Durch Ölanstriche ahmt man auf Holz täuschend das Gefüge u. den Maser theuerer Holzarten nach, z.B. Mahagoni, Ahorn, Eiche, ebenso das Ansehen von Steinen, z.B. des Marmors, des Malachits etc. Will man alte Ölfarbenanstriche entfernen, so überstreicht man sie mit grüner Seife u. wäscht nach 12–24 Stunden die Farbe nebst der Seife mit Wasser weg; od. man löst etwas Pottasche in Milch u. überstreicht damit den Anstrich, welcher sich dann nach wenigen Stunden abwischen läßt. Auch Häuser werden mit Ö. angestrichen, um das Mauerwerk gegen die Einflüsse der Feuchtigkeit zu schützen. Als Stellvertreter der Ö. wurden in Frankreich schnell trocknende, dem Wasser widerstehende glänzende Farben (Couleurs lucidoniques od. C. anosmiques) empfohlen, welche man erhält, indem man trockene gepulverte Farben auf erwärmtem Reibsteine mit gelinde geschmolzenem venetianischem Terpentin zusammenreibt u. den so gewonnenen Brei in einer Flasche mit Weingeist verdünnt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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