- Ölsafhendruck
Ölsafhendruck (Ölbilderdruck), Methode, Ölbilder mittelst Abdrucks zu vervielfältigen; sie ist dem Princip nach keine neue Erfindung, denn bereits zu Leonardo's da Vinci Zeit kamen die Florentiner[273] auf die Benutzung von Wachsmosaiken für die Herstellung von abgedruckten Bildern. Man brachte auf Pergament od. Holz eine Kreidepaste, ließ diese trocknen u. erwärmte das Wachsbild, bis sich die Farben auf jene Paste übertragen ließen. Vielleicht lag es nur an dem Mangel eines geeigneten Materials, um bereits zu Leonardos Zeit diesem Verfahren die größte Bedeutung zu verleihen. Tobias Mayer in Göttingen wandte gelegentlich seine musivischen Wachsgemälde für die Erzielung eines Abdrucks derselben an, stellte aber bald diese Versuche ein, da seine, mit Aufwand einer ungeheueren Mühe hergestellten Wachsmosaiken durch eine solche Benutzung zu Grunde zu gehen droheten. Aloys Senefelder suchte den Mosaikdruck wieder hervor, fand sich indeß trotz der erlangten Resultate nicht veranlaßt, diese Art der künstlerischen Darstellung energisch zu verfolgen. Dieser Mosaikdruck führte jedoch den Maler Jakob Liepmann (Lipmann) in Berlin, auf die Erfindung des Ö-s, welcher im Jahre. 1840 eine Serie von völlig einander gleichen Ölbildern (Copien eines Rembrandtschen Kopfes) erscheinen ließ. Die preußische Regierung kaufte ihm das Geheimniß seines Verfahrens ab u. gab in seiner Broschüre: Der Ölgemäldedruck etc., Berl. 1842, öffentlich über seine Erfindung Aufschluß. Man kann den Druck mit festen Bildmassen u. mit fließenden Farben erzielen. Für die festen Bildmassen sind Farbenpasten erforderlich, welche, je nach dem erforderten größeren od. geringeren Impaste, mit mehr od. weniger sein gesiebtem Formsand eingemengt werden. Die Farben werden mit Klauenfett u. frischem geschlagenem Eiweiß angefeuchtet; das Fett wird, jedesmal auf 1 Theil Eiweiß, in folgendem Verhältnisse zugesetzt: Weiß 2 Thle. Fett, Zinnober 3, Englisch-Roth 4, heller Ocker 4, dunkler Ocker 5, Englisch-Roth (dunkel) 5, Umbra 5, Grüne Erde 3, Blau 6, Braun (Kölnisch) 7, Schwarz 7. Die Farben werden auf einer eingeölten Platte, innerhalb eines Rahmens, welcher das Ablaufen od. Ausweichen der Farbe verhindert, ausgebreitet u. sodann mit der Flüssigkeit getränkt, bis die verschiedenen Schichten damit gesättigt sind. Sind diese in der nöthigen Dicke gefertigten Farbeplatten von allen erforderlichen Nuancen in Bereitschaft, so werden aus den Platten heraus die verschiedenen Formen gestochen, welche, zusammengesetzt, irgend ein Bild liefern. Nach einem vorbereitenden Verfahren wird nämlich für den besonderen Zweck des O-s ein Original des zu druckenden Bildes hergestellt. Alle einzelnen, mit Linien umschlossenen, od. von verschiedenen Farbennuancen bedeckten Stellen des Originals, dienen für das Ausstechen der Farbenpasten als Muster. Es gilt nämlich, für jede solche Stelle des Originals ein genau derselben entsprechendes Durchschlageisen zu formen. Dünnes Eisenblech von gehöriger Geschmeidigkeit wird mit Finger u. Zange so gebogen, daß dasselbe, mit der scharfen Seite auf das Original gestellt, genau den einzelnen Partien desselben entspricht. Auf diese Weise wird das Original ganz u. gar in seine einzelnen Bestandtheile zerlegt. Mit dem Ausstecheisen sticht man nun vertical in die weichen Farbenpasten, hebt die ausgestochene Partie heraus u. bringt sie auf eine Metall- od. Marmorplatte, auf welcher die mosaikähnliche Zusammensetzung der einzelnen Pastenstückchen zu einem Bilde nach Anleitung des Originals erfolgt. Sind die innig zusammengefügten einzelnen ausgestochenen Stücke (nach 14 Tagen bis 3 Wochen) erhärtet, so wird die Mosaikplatte geebnet u. kommt nun in den Anseuchtungs- u. Druckapparat (Charriskasten), welcher mit Filzpappen versehen ist. Von der angefeuchteten Mosaikplattegewinnt man die Abdrücke, welche auf hellstem, dünnem Pappschrenz, vermöge der Aufsaugungsfähigkeit des letzteren, am besten auszufallen pflegen. Der Rohabdruck muß noch Censuren empfangen, die einpastirten Stellen des Originals verlangen, wie die Hochlichter, noch Nachhülfe, kurz, es ist hier eine förmliche Retouche nothwendig, welche indeß auf rein mechanischem Wege erfolgt, bevor der Abdruck als vollendet gelten kann. Im Ganzen ist das Verfahren ziemlich mühsam, complicirt u. verlangt Accuratesse. Die Mängel der gedruckten Ölbilder sind heute zwar noch sehr in die Augen fallend (gleichmäßiger, schwerer Ton bei Unbestimmtheit der Linienführung u. mangelnder Schärfe in den in Berührung gebrachten Contrasten, sowie ein gleichmäßiges überfettiges Aussehen der ganzen Bilder), aber Liepmanns Grundidee des Ö-s ist der Vervollkommnung fähig. In München liefert seit 1856 August Becker solche Ö-e, welche sich bes. durch tiefe u. warme Färbung u. zarte Verschmelzung der Übergangstöne auszeichnen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.