Amalgamirwerk

Amalgamirwerk

Amalgamirwerk (Amalgamirhütten), große metallurgische Anstalten, Gold u. Silber durch Quecksilber aus den Erzen zu bringen, s. Amalgam. In SAmerika waren diese Anstalten schon seit 1557 im Gange, von Born führte sie 1785 in den österreichischen Staaten, namentlich in Ungarn, ein, u. Gellert u. Charpentier veranlaßten in Sachsen die Anlegung des A-s auf der Halsbrücke bei Freiberg, worin mit kalter Amalgamation jährlich gegen 70,000 Ctr. Erz amalgamirt u. dadurch mehr als 30,000 Mark Silber gewonnen werden. Die Erze werden, nachdem sie einer Amulgamirprobe (einem dem eigentlichen Amalgamiren ganz ähnlichen Verfahren im Kleinen) unterworfen worden sind, mit 10 pCt. Kochsalz innig gemengt, in gewölbten Öfen (Flammenösen) geröstet, alsdann gesiebt, auf gewöhnlichen Mühlen (Amalgamirmühlen), gemahlen, gebeutelt, dann mit 50 pCt. Quecksilber, 30–55 pCt. Wasser u. pCt. Eisen, letzteres zur Aufnahme des Chlors des Röstgutes, verquickt, d. h. in 20 großen Fässern, Anquickfässern, die sich in dem Amalgamirsaal befinden u. durch ein großes Kunstrad in Bewegung gesetzt werden, 16–18 [385] Stunden umgehen gelassen (amalgamirt, angequickt), wodurch das Quecksilber alles Silber in sich aufnimmt; hierauf verdünnt man den in den Fässern befindlichen dicken Brei, Quickbrei, u. läßt dieselben ganz langsam umgehen; dadurch sammelt sich das silberhaltige Quecksilber (flüssiges Amalgam) am tiefsten Punkte des Fasses u. kann mittelst eines Schlauches in ein Gerinne, aus welchem es in Beutel von Zwillich geht, abgelassen werden. Durch diese Beutel wird nun das im Überschuß zugesetzte Quecksilber abgepreßt, u. in demselben bleibt dadurch das feste Amalgam, eine Verbindung von 6 Theilen Quecksilber u. 1 Theil Silber u. anderen Metallen, hauptsächlich Kupfer, zurück. Der Raum, wo diese Arbeit verrichtet wird, heißt die Amalgamkammer. Das feste Amalgam wird auf metallene Gefäße (Ausglühteller) gebracht, über diese ein eiserner Cylinder (Ausglühtops), der oben verschlossen ist, herabgelassen u. unten mit Wasser abgesperrt; wird nun dieser erhitzt, so steigt das Quecksilber als Dampf in die Höhe u. schlägt sich, da der Cylinder oben verschlossen ist, im Wasser metallisch nieder; auf den Tellern zurück bleibt das Silber (Ausglühmetall, Tellersilber). Gegenwärtig zieht man es vor, das Amagam aus gußeisernen Retorten zu destilliren, wobei bei geringerem Brennmaterialverbrauch weniger Quecksilber verloren geht. Es bleibt zurück sogenanntes Amalgamirsilber, welches in der Mark 11–13 Loth Silber u. 5–3 Loth Kupfer enthält. Es wird eingeschmolzen u. durch Abtreiben mit Blei gereinigt. Die nach dem Amalgam aus den Fässern abgelassene Lauge, Amalgamirlauge, welche schwefelsaures Natron, Eisenchlorür u. Chlornatrium enthält, wird im Winter auf Glaubersalz versotten; im Sommer löscht man Kalk damit ab u. erzeugt dadurch einen eisenhaltigen Gyps, der als Düngungsmittel unter dem Namen Düngesalz verkauft wird. Die darüber stehende Lauge wird, da sich die Schwefelsäure des Natrons mit Ätzkalk zu Gyps verbindet u. das Chlor das Eisen fallen läßt u. sich mit dem Natron wieder zu Kochsalz verbindet, auf solches versotten. Die amerikanische Amalgamirmethode ist von der europäischen etwas verschieden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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