- Atys
Atys, 1) Sohn des Königs Kalaos von Phrygien, od. Sohn der Nana, mit welchem dieselbe dadurch schwanger wurde, daß sie eine Frucht des, aus der Manneskraft des Agdistis entstandenen Mandelbaums gepflückt hatte; er wurde ausgesetzt u. von phrygischen Hirten gefunden u. mit der Kybele vereinigt, nachher aber aus Eifersucht von dieser, od. als ihr erster Priester von einem Mächtigen, welcher ihn zu unnatürlicher Liebe zwingen wollte, u. welchen er deshalb entmannte, ebenfalls entmannt u. getödtet. Andere lassen ihn verstümmelt geboren u. von einem Eber getödtet werden, noch Andere aus Reue wegen einer, an der Kybele begangenen Untreue, sich selbst verstümmeln; nach noch Anderen that A. dies an sich, nachdem ihn der von ihm verschmähte Agdistis bei seiner Hochzeit mit einer Königstochter von Pessinus rasend gemacht hatte. Alle Sagen stimmen darin überein, daß A. entmannt, u. die meisten auch darin, daß er später wieder vom Tode erweckt u. Begleiter der Kybele ward. Jährlich feierte man dem A. ein Fest; am 1. Tage, einem Trauertage (den 21. März), hieb man eine Pinie um, an welcher das Bild des A. hing, u. brachte dieselbe in den Tempel der Kybele; am 2. Tage blies man traurige Melodien auf halbmondförmigen Hörnern; am 3. ward A. gefunden; unter rauschender Musik tanzten nun bewaffnete Priester der Kybele wilde Tänze u. liefen mit brennenden Fackeln durch Wälder u. Gebirge, brachten sich selbst Wunden bei, ja entmannten sich sogar. 2) So v. w. Attys.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.