- Auge [3]
Auge (figürlich), 1) (Oculus, Gartenk.), so v.w. Knospe; 2) bes. dieselbe am Stamme od. an Zweigen von Obstbäumen; man unterscheidet Blätter- A- n, woraus Blätter, od. auch Holz-A-n (falsche A-n), woraus ein neuer Zweig, u. Blüthen- od. Frucht-A-n (wahre A-n), woraus Blüthen entkeimen (vgl. Äugeln); treibendes (wachsendes) A., das noch in dem Jahre, wo es eingesetzt wird, ein schönes Reis treibt, u. schlafendes A., das dasselbe erst im folgenden Jahre treibt; 3) (Ocellus), an Pflanzen, Blumen, Obst, Federn etc., runder, meist vertiefter od. anders gefärbter Fleck; 4) (Zool.), so v.w. Hahnentritt; 5) bei Edelsteinen u. Perlen, der Glanz od. Strahl derselben, auch bei Zeugen Glanz u. gutes Ansehen; 6) Öffnung, Schlinge, so 7) (Bergw.), Loch in Werkzeugen, wodurch der Stiel gesteckt wird; 8) (Hüttenw.), vordere Öffnung in einem Hüttenofen, wird mit dem Augenbolze gemacht u. gerändert u. mit dem Augeneisen (Auseisen) aufgestochen, s. Hochofen u. Stichofen; 9) (Spor.), Loch an der Stange (s.d.) des Pferdezaumes, wodurch die Strippen gesteckt werden; 10) so v.w. Öhr an Nähnadeln; 11) beim Stricken so v.w. Maschen; 12) kleines gediegenes Körnchen an Erzstufen; 13) (Metallarb.), kleine Erhöhungen auf Metallarbeiten; daher Augenbunzen, Stempel mit einer Vertiefung auf der unteren Seite, um solche zu schlagen; 14) (Schriftg.), die Fläche der Buchdruckerschrift, s.u. Schrift; 15) (Geometr.), der innerste Ring einer Spirallinie od. der Anfangspunkt; 16) (Bauw.), in den Capitälen der Säulen die mittlere Cirkelfläche, von der aus die Schneckenzüge construirt werden; 17) (Kriegsw.), so v.w. Minenauge; 18) (Chir.), einfaches u. doppeltes A., s.u. Augenbinden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.