- Edelsteine
Edelsteine, durch Härte, Durchsichtigkeit (Wasser), Glanz u. meist auch Farbenschmuck u. Seltenheit ausgezeichnete Steine. Sie kommen meist krystallisirt vor, erhalten durch Schleifen Glanz u. Politur u. dienen hauptsächlich zu Schmuckgegenständen. Tropenländer (bes. Ostindien u. Brasilien) erzeugen die meisten. Schon die Alten legten viel Werth auf E., achteten sie höher als Gold u. verstanden die Kunst sie zu poliren u. zu schneiden (vgl. Cameen). Die Kunst die E. vertieft zu schneiden, ist älter als die, erhabene Bilder auf ihnen hervorzubringen, beide kannten die Alten, nicht aber die, sie zu schleifen, die erst später, wie die Diamanten zu appretiren, 1456 erfunden wurde. Zu den eigentlichen E-n rechnet man Diamant, Rubin, Sapphir, Topas, Smaragd, Granat, Hyacinth, Beryll, Chrysolith u. unterscheidet außer diesen noch Halbedelsteine, unter welche man Carneol, Chalcedon, Achat, Opal, Onyx, Sardonyx, Lasurstein, Amethyst, Türkis, Turmalin, Heliotrop u. Chrysopras zählt. Häufig kommen unechte E. in den Handel, d.h. Steine von geringerem Werth, welche wegen ihrer Ähnlichkeit mit den echten E-n statt deren angewendet u. für solche ausgegeben werden; od. man ahmt die E. durch gefärbte Glasflüsse nach (künstliche E.). Die Kunst, auf diese Weise E. herzustellen, ist alt, neuerdings aber erst, bes. in Deutschland u. Frankreich, zu einer hohen Vollkommenheit gelangt. Das Hauptsächliche des Verfahrens besteht darin, daß man das Pulver des Straß, ein wasserhelles, leicht schmelzbares Bleiglas, mit verschiedenen färbenden Stoffen, bes. Metalloxyden, zusammenschmilzt. Künstliche Diamanten werden durch zweckmäßiges Schleifen des Straß hergestellt. Zur Bereitung des Straß bedient man sich vollkommen reiner Materialien, hauptsächlich folgender: Kieselerde, Mennige, Kali, Salpeter, Borax, weißer Arsenik, u. mischt sie in verschiedenen Verhältnissen, z.B. 100 Gewichtstheile Kieselerde, 136 Thle. Mennige, 25 Thle. kohlensaures Kali, 9 Thle. Borax u. 1/3 Thl. weißen Arsenik; od. 75 Thle. Kieselerde, 100 Thle. Mennige u. 10 Thle. kohlensaures Kali; od. 16 Thle. Kieselerde, 36 Thle. Borax u. 112 Thle. Mennige. Man schmilzt das Gemisch in Tiegeln 24 Stunden lang, bis die Masse gleichmäßig geschmolzen ist, was bes. dann der Fall sein muß, wenn der Straß zur Darstellung künstlicher Diamanten dienen soll. Für die Bereitung der gefärbten E. hat man vielerlei Vorschriften. Rubine erhält man durch Zusammenschmelzen von Goldpurpur, Spießglanz u. Manganoxyd mit Straß; Topas durch Eisenoxyd; Smaragd durch Kupferoxyd u. Eisenoxyd, Kupferoxyd u. Chromoxyd od. Chromoxyd u. Kobaltoxyd; Sapphir durch Kobaltoxyd u. Kupferoxyd; Chrysopras durch Eisenoxyd u. Chromoxyd; Opal durch Knochenasche u. etwas Silberoxyd; Beryll durch Eisenoxyd mit Kupferoxyd od. Kobaltoxyd, od. Spießglanz mit Kobaltoxyd; Granat durch Manganoxyd mit Eisenoxyd, Spießglanz u. etwas Goldpurpur; Turmalin durch Nickeloxyd od. Kobaltoxyd; Amethyst durch Manganoxyd od. Manganoxyd mit Kobaltoxyd u. Goldpurpur; Lasurstein durch Kobaltoxyd; Türkis durch Zinnweiß, Kupferoxyd, Zaffer u. Braunstein. Diese Substanzen wer[474] den mit dem pulverisirten Straß zusammengeschmolzen. Dieses Zusammenschmelzen geschieht vorsichtig in Tiegeln, welche man, nachdem die Masse vollkommen gleichförmig geschmolzen ist, sehr langsam erkalten läßt. Alsdann folgt das Schleifen, durch welches diese Glasflüsse oft viel Ähnliches mit den echten E-n erhalten, aber durch ihre geringe Härte, ihr specifisches Gewicht u. ihren Glanz geben sie sich leicht als künstliche E. zu erkennen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.