- Auto
Auto (span.). Act, so z.B. Auto da Fé (s.d.), in der Mehrzahl Autos, geistliche Schauspiele, welche in Spanien bei kirchlichen Festen aufgeführt wurden u. gemeiniglich mit Processionen verbunden waren. Der Inhalt dieser dramatischen Darstellungen stand in einer symbolischen Beziehung zu der jeweiligen religiösen Feier. Wie bei den Comedias, die sich von ihnen durch größeren Umfang unterscheiden, kam bei den A-s das Vorspiel (Loa) u. das Zwischenspiel (Entremes) in Anwendung, welche beide, komischen Inhalts, zur Erheiterung der Zuschauer dienten. Übrigens war dies komische Element bei den A-s selbst nicht ausgeschlossen, vielmehr gab ihnen oft der natürliche Ausbruch des Volkswitzes die eigentliche Würze, daher sie auch wohl Farsas (Possen) genannt wurden. Die vornehmsten A-s fanden an dem Fronleichnamsfeste statt u. hießen Autos sacramentales. Die Darsteller der A-s folgten dabei den Processionen u. begannen, wo dieselben Halt machten, sogleich nach der religiösen Ceremonie ihr Stück auf den zu diesem Zwecke errichteten Schaugerüsten. Auf gleiche Weise wurde das Weihnachtsfest durch A. (Autos al nacimiento) verherrlicht, die bei ungünstigem Wetter statt im Freien, in den Kirchen u. Kapellen aufgeführt wurden. Auch an den Festen einzelner Heiliger u. bei Familienfesten fürstlicher Personen wurden A-s öffentlich aufgeführt. Von den spanischen Dichtern, welche zu diesem Zwecke dramatische Stücke schrieben sind Lope de Vega u. Calderon (s. b.) hervorzuheben. Erster hat eine große Anzahl, man sagt 400, A-s geschrieben u. wesentlich zur Ausbreitung dieses volksthümlichen Brauchs beigetragen; Letzter bemühte sich, den A-s einen besseren Inhalt u. eine kunstgemäßere feinere Durchführung u. Rundung in der Charakteristik u. Handlung zu geben. Im Anfang des 18. Jahrh. geriethen die A-s in Verfall. Zugleich begann die gebildete Klasse Anstoß an dieser das Heilige profanirenden Sitte zu nehmen, bis in der Mitte des 18. Jahrh. ein königliches Verbot derselben ein Ende machte.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.