- Cantāte [1]
Cantāte (v. ital.), lyrisches Gedicht in verschiedenen Sätzen, bestimmt, mit Instrumentalbegleitung gesungen zu werden. Ihr Gegenstand sind Gefühle u. Scenen aus der Natur, aus der Moral, Religion, auch Veranlassungen aus dem menschlichen Leben. Meist besteht die C. aus Recitativ, Arie, einem Duett, Terzett u. Chören. Sie unterscheidet sich von dem Liede u. der Ode durch die mehrfachen, nach Stärke u. Art verschiedenen Empfindungen, weshalb auch Rhythmen u. Versmaß verschieden sind. Je mehr die einzelnen Theile einer C. bestimmt geschiedene individuelle Empfindungen darstellen, desto mehr nimmt die C. ein dramatisches Element in sich auf, u. der Componist läßt dieses Dramatische noch deutlicher dadurch hervortreten, daß er die verschiedenen Theile verschiedenen Stimmen gibt. Die dramatische Gattung der C. ist bes. den Italienern eigen, bei denen sich überhaupt die C. seit dem 16. Jahrh. aus dem Madrigal entwickelte. Man unterscheidet geistliche u. weltliche C-n; erstere heißen, in größerem Style ausgeführt, bes. wenn sie Scenen aus dem Leben Jesu od. der biblischen Geschichte überhaupt darstellen, Oratorien (s.d.); in kleinerem Styl beißen sie Cantatillen (Cantatinen); eine kleine C. für Eine Singstimme mit schwacher Begleitung, heißt Cantilene. C-n schrieben unter den Italienern Rolli, Zappi, Metastasio; Franzosen, Rousseau, Bachelier; Engländer, bei denen die C. eine ganz lyrische Form hat, Congreve, Dryden. Pope; Deutsche: Ramler, Jacobi, Wieland, v. Gerstenberg, Schiebeler, Bürger, Tiedge (Ostermorgen), Bürde, Meißner (Lob der Musik), Niemeyer, Herder, Freudentheil etc. sind als Dichter, Händel (Alexandersest), Rolle. Haydn (Schöpfung, Jahreszeiten), B. A. Weber, Maria Weber, A. Romberg, Schneider, Fesca, Börner etc. als Componisten von C-n ausgezeichnet.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.