Jacobi

Jacobi

Jacobi, 1) Johann, Bildgießer, geb. 1664 in Homburg vor der Böke, kam 1697 nach Berlin. u. seine erste Arbeit war die Bildsäule des Kurfürsten Friedrich III. zu Fuß nach dem Schlüterschen Modell; 1700 goß er die Statue des Kurfürsten Friedrich Wilhelm, welche 1703 auf der Langen Brücke in Berlin aufgestellt wurde; er st. am 29. August 1725. 2) Johann Georg, Sohn eines Kaufmanns, geb. am 2. December 1740 in Düsseldorf, studirte in Halle u. Helmstedt Theologie u. wurde Professor der Philosophie u. Beredtsamkeit in Halle u. 1769, durch Gleims Einfluß, Canonicus in Halberstadt, 1784 Professor der Schönen Wissenschaften zu Freiburg im Breisgau u. st. hier am 4. Jan. 1814. I. wurde seiner Zeit als Dichter sehr geschätzt; er schr. zuerst: Poetische Versuche, Düsseld 1764; Werke, Halberst. 1770–74, 3 Bde., von ihm selbst gesammelt, Zür. 1807–1813, 7 Bde., Taschenausgabe, ebd. 1819–1822, u. Aufl. 1826, 4 Bde.; er schr. außerdem: Iris, Quartalschrift, Düsseld. u. später Berl. 1775–1778; Taschenbuch, Königsb. 1795–1799; Überflüssiges Taschenbuch, Hamb. 1800; Iris, ein Taschenbuch, Zür. 1802 bis 1810; Lebensbeschreibung von Ittner, Zür. 1825. 3) Friedrich Heinrich, Bruder des Vorigen, geb. am 25. Jan. 1743 in Düsseldorf; wurde Kaufmann erst in Frankfurt, dann in Genf, wo er sich mit der Literatur bekannt machte; er übernahm[699] nachher das väterliche Geschäft in Düsseldorf, welches er aber nachher wieder aufgab u. Hofkammerrath in Düsseldorf u. 1779 Geheimer Rath in München wurde; er gerieth hier durch eine freimüthige Darstellung der Nachtheile des baierischen Zollsystems in Ungnade, kehrte nach Düsseldorf zurück u. lebte nun auf seinem Gute Pempelfort mit Goethe, Herder etc. in brieflicher u. persönlicher Verbindung. Der Tod seiner Gattin löste dies angenehme Verhältniß, u. seit 1794 lebte J. in Holstein, Wandsbeck, Hamburg u. Eutin, ging 1804 als Akademiker nach München, wurde 1807 Präsident der Akademie, legte diese Stelle aber 1813 nieder u. st. in München am 10. März 1819. J-s Philosophie ist auf ein, mehr im Gefühle als in wissenschaftlicher Kenntniß sich offenbarendes Vernunftvermögen gegründet u. daher mehr eine Glaubensphilosophie, als eine doctrinelle; als Dichter zeichnete er sich durch treffliche Schilderung der Natur u. des menschlichen Herzens aus; er schr.: Eduard' Alwills Briefsammlung, Königsb. 1781; Woldemar, Flensb. 1779, neu bearbeitet Königsb. 1794, 2 Bde., u. Aufl., Lpz. 1826; Briefe über die Lehre des Spinoza, Bresl. 1785, 3. Aufl. ebd. 1789; Wider Mendelsohns Beschuldigung betreffend die Briefe etc., Lpz. 1786; David Hume über den Glauben od. Idealismus u. Realismus, Bresl. 1787, Ulm 1795; Sendschreiben an Fichte, 1799; Über das Unternehmen des Kriticismus, die Vernunft zu Verstande zu bringen, ebd. 1802; Von den göttlichen Dingen u. ihrer Offenbarung, Lpz. 1811, 2. Aufl. ebd. 1812–1824, 6 Thle., 2 Aufl. 1825; Auserlesener Briefwechsel, herausgegeben von Roth, Lpz. 1825 u. 1827, 2 Bde. Vgl. F. H. Jacobi von Schlichtegroll, Weiller u. Thiersch, Münch. 1819; Kuhn, J. u. die Philosophie seiner Zeit, Mainz 1834. 4) Georg Arnold, Sohn des Vorigen, geb. 1765, studirte in Göttingen, machte mit dem Grafen Leopold Stolberg u. Nicolovius die Reise nach der Schweiz u. Italien, wurde Staatsrath Mürats im Großherzogthum Berg, dann Regierungsrath in Düsseldorf, legte seine Stelle 1840 nieder u. st. 1845 in Pempelfort; er schr. außer mehreren Broschüren: Briefe aus der Schweiz u. Italien in das elterliche Haus, Königsb. 1796. 5) Maximilian, jüngster Bruder des Vorigen, geb. 1775 in Düsseldorf, war preußischer Regierungs- u. Obermedicinalrath u. seit 1824 Director der Irrenanstalt in Siegburg bei Bonn, wo er am 18. Mai 1858 starb; er schr. mit Häberl: Jahrbücher des Sanitätswesens im Königreich Baiern, 1810; Sammlungen für die Heilkunde der Gemüthskrankheiten, Elberfeld 1822–30, 3 Bde.; Über Anlegung u. Einrichtung von Irrenheilanstalten, Berl. 1834.; übersetzte auch Herodot u. Thucydides. 6) Eduard Adolf, geb. in Jena 1796; wurde 1817 Lehrer der alten Sprachen am Gymnasium Göttingen, 1819 Rector am Gymnasium in Rinteln, 1828 Hofprediger in Koburg, 1832 Oberhofprediger u. Oberconsistorialrath in Gotha, 1858 Ministerialrath u. Mitglied des Gesammtministeriums für Koburg u. Gotha; er schr.: Handwörterbuch der Griechischen u. Römischen Mythologie, Kob 1831, 2 Bde.; Die Erziehung des weiblichen Geschlechts, Hamb. 1839. 7) Moritz Hermann, Sohn eines Kaufmanns in Potsdam wurde 1835 Professor der Civilbaukunst in Gerpat, dann nach Petersburg berufen, 1840 Adjunct der Akademie der Wissenschaften, später Hofrath u. wirkliches Mitglied derselben; er erfand die Galvanoplastik (1839), machte mehrere Entdeckungen über Elektromagnetismus, namentlich setzte er zuerst mittelst eines solchen Stroms ein Dampfboot in Bewegung, stellte 1850 mit Augeraud Versuche mit dem Galvanischen Kohlenlicht an u. construirte (1854) eine unterseeische Explodirmaschine (s.u. Höllenmaschine); er schr.: Mémoires sur l'application d'Electro-Magnétisme au mouvement des machines, Potsd. 1835; Die Galvanoplastik, Petersb. 1840; gab K. Normands vergleichende Darstellung der architektonischen Ordnungen der Griechen u. Römer, Potsd. 1829, n. A., ebd. 1830–1836, deutsch heraus; 8) Karl Gustav Jacob, Bruder des Vorigen, geb. 1804 in Potsdam, studirte in Berlin Mathematik u. Philosophie, habilitirte sich hier 1824, 1825 in Königsberg u. wurde 1827 Professor der Mathematik, wo er mit Neumann das Mathematisch-physikalische Seminar gründete; 1842 gab er seine Professur auf u. lebte als Akademiker in Berlin, wo er am 18. Februar 1851 starb; er schr.: De fractionibus simplicibus, 1825; Fundamenta novae theoriae functionum ellipticarum, 1829; De transformatione integralis duplicis indefiniti, 1832; Canon arithmeticus, 1839; Über Descartes Leben u. seine Methode, die Vernunft richtig zu leiten u. die Wahrheit in den Wissenschaften zu finden, 1846; gesammelt erschienen seine Schriften unter dem Titel: Mathematische Werke, 1846–51, 2 Bde. 9) Johann, s. Jacoby. 10) Pseudonym für Ravensberg, s.d.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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