- Charitinnen
Charitinnen (Chariten, gr. Charĭtes, lat. Gratiae, Grazien), Göttinnen der Anmuth (Charis), ursprünglich 2, später 3, u. hauptsächlich für die Anmuth in der Natur, Frühling, Sommer u. Herbst. Ihr ältester Dienst war bei den Minyern in Orchomenos, von da kamen sie an den Helikon u. dann[870] nach Lakonika u. Athen. Dort hießen sie früher Klete (die Gepriesene) u. Phaënna (Glänzende), hier Auxo (Mehrerin) u. Hegemone ( Führerin). Homer nennt außer der allgemeinen Charis, der Gemahlin des Hephästos, nur eine besondere, Pasitheia; Hesiobos nennt zuerst 3: Euphrosyne ( Frohsinn), Aglaia (Glanz), Thalia (Grünende), als Töchter des Zeus u. der Here od. der Eurynome, welche noch jetzt als die Namen der Ch. gelten. Hermesianax fügt noch eine 4. Peitho (Suada) hinzu. Auf sie wurde später auch die Anmuth der Liebe übertragen, daher sie Dienerinnen der Here (als Ehegöttin) u. Begleiterinnen der Aphrodite wurden, welche Letztere durch sie erst wahren Liebreiz empfängt. Ein herculanisches Gemälde stellt sie so dar, daß zwei dem Beschauenden das Antlitz, eine den Rücken zukehrt; die erste hält in der Linken Blumen (Frühling), die zweite Lilien (Sommer), die dritte einen Apfel (Herbst). Ihnen wurde das Fest Charisīa (Charitesia) mit nächtlichen Tänzen gefeiert.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.