- Frühling
Frühling (Frühlingsjahr), 1) die Jahreszeit von dem Tage an, an welchem die Sonne (scheinbar) beim Aufsteigen in den Äquator tritt, bis dahin, wo sie den weitesten Abstand von ihm hat [771] Dies ist für die nördliche Hemisphäre der Fall, wenn sie den ersten Punkt des Widders (Frühlingspunkt) durchschnitten hat u. dem Wendepnnkt des Krebses sich nähert, also die Zeit vom 20. od. 21. März, als Frühlingsanfang, wo Tag u. Nacht sich gleich sind (Frühlingsäquinoctium), bis zum 21. od. 22. Juni, als Sommersanfang. Auf der südlichen Hemisphäre hebt der F. mit dem 22. od. 23. Sept., an u. entspricht unserm Herbste. Mit Frühlingsanfang begannen die meisten alten, bes. den Ackerbau treibenden Völker ihr neues Jahr; im F. feierten sie viele, bes. ländliche Feste, so die Griechen die Thargelien, Xanthika, Bendidia, die Römer die Feriae sementinae, Arvalien, Lupercalien, Cerealien, Liberalien, Matronalien, Ver sacrum; so auch die germanischen Völker das März- u. Maienfeld, die Skandinavier u. Slawen etc. In neuerer Zeit haben die Frühlingsfeste der Düsseldorfer u. Münchener Künstler sich wegen der glänzenden künstlerisch angeordneten Aufzüge, die den Mittelpunkt derselben bilden, großen Ruf erworben. 2) (Frühjahr), im gemeinen Leben die Zeit, wo in der Regel die strenge Winterkälte aufhört, bis zum Eintritt der lästigen Sommerhitze, der Grenze nach unbestimmbar u. nach den Erdgegenden von verschiedener Dauer. Innerhalb der Wendekreise ist F. (u. auch Herbst) in diesem Sinne gar nicht vorhanden. In den höheren nördlichen, so auch dem Südpol näher liegenden Gegenden befaßt F. (u. Herbst) nur wenige Wochen. 3) (lat. Ver), allegorische Gottheit, von Neueren als junges, freundliches Mädchen, Blumen tragend u. mit Blumen bekränzt, dargestellt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.