- Comanches
Comanches, großer Indianerstamm im NW. des Staates Texas u. im Gebiete Neu-Mexico (Vereinigte Staaten von Nordamerika), bes. an den Ufern des oberen Laufes des Rio Colorado u. seiner Nebeflüsse; grausam, kriegs- u. raublustig, treulos u. hinterlistig, vortreffliche Reiter u. namentlich von Beute u. Jagd lebend; sie durchstreifen die Prairien, auf Büffel u. Mustangs Jagd machend, beunruhigen die umliegenden Farmen u. Dörfer u. unternehmen bisweilen sogar räuberische Angriffe auf größere Orte; sie stehen unter Kriegs- u. Friedenshäuptlingen, von denen die Ersteren erblich sind, die Letzteren gewählt werden, verehren ein gutes Wesen (die Sonne) u. ein böses (Ursache der Krankheiten u. Unglücksfälle); die Ärzte (Oakatas) sind zugleich Priester, welche ehelos leben u. in späteren Jahren einen Knaben annehmen, den sie unterrichten. Im Allgemeinen herrscht Polygamie; die Mädchen werden von den Vätern gegen Pferde, Waffen u. Schießbedarf verhandelt u. nehmen als Frauen eine sehr untergeordnete Stellung ein, werden sehr roh u. fast nur als Dienerinnen behandelt; alle härteren häuslichen Arbeiten sind ihnen überlassen. Die C. sind groß u. kräftig gebaut u. nicht so dunkelfarbig, als die übrigen Indianer in den Vereinigten Staaten, haben einen ausgebildeten Schädelbau u. einen intelligenteren Ausdruck des Gesichts, als die meisten amerikanischen Indianer, sind aber bis jetzt noch ohne alle Civilisation. Sie lieben den Putz u. tätowiren sich stark, tragen das Haar halblang u. gescheitelt, in den Ohren Ringe mit Perlmutterschalen, auf dem Kopf Federn, um den Hals Perlenbänder, um die Arme Messingringe, über die Schultern Decken von Büffelhaut, um die Hüften ein Tuch mit einem Gürtel befestigt u. nur die Häuptlinge Hemden; die Haare der Wimpern, u. Augenbrauen werden mit Zangen ausgezogen. Ihre Waffen sind lange Flinten (auf der Jagd auch häufig Pfeil u. Bogen), Lanzen mit Metall- (gewöhnlich Stahl-) Spitzen u. mit Scalpen u. Roßschweifen geschmückt, Schilde mit Büffelhaut überzogen, am Gürtel ein Messer (anstatt des bei den übrigen Indianern gebräuchlichen Tomahawk). Die Frauen sind klein, aber gut gebaut, tätowiren u. schminken sich ebenfalls stark u. tragen einen blauen, bisweilen gestickten Überwurf, um die Hüften mit einer Schnur gebunden u. um die Arme ebenfalls Messingringe, doch ziehen sie die Haare der Brauen u. Wimpern nicht aus; auch sie sind gute Reiterinnen. Die C. leben in einzelnen Dörfern; ihre Zelte sind kegelförmig, aus Büffelleder, mit einem Rauchfang; ihre Hauptnahrung ist geräuchertes Büffelfleisch, ihre Hauptvergnügungen Tanz (von einem gellenden Gesang u. Trommelschall begleitet) u. Spiel (Werfen von Steinen nach einem mit Einschnitten versehenen u. bemalten Holze). Bringen sie auf ihren Raubzügen Gefangene ein, so scalpiren sie die männlichen sofort; die weiblichen erwartet meistens Schändung u. qualvoller Tod. Die C. leben schon seit den frühesten Zeiten mit den benachbarten Volksstämmen in fortwährendem Kampfe u. beunruhigten auch noch in den neuesten Zeiten die umliegenden Ansiedelungen (nur die Deutschen sind weniger von ihnen gehaßt) u. die Züge der Kauf- (Traders) u. Handelsleute so sehr, daß sich diese um Hülfe u. Schutz an die Bundesregierung der Vereinigten Staaten wandten; diese sandte denn auch in den letzten Jahren Militärcommandos dahin ab, die sie aber bei Weitem weniger im Zaume zu halten verstehen, als dies früher von den sogenannten Mexican-Rangers geschah, welche die Regierung der Vereinigten Staaten auflöste, als Texas an die Union gefallen war. Die Gesammtzahl der E. wurde 1841 nach einer allgemeinen [289] Schätzung auf 19,200 Köpfe angegeben, deren Zahl sich aber bei dem unstäten wüsten Leben derselben wahrscheinlich von Jahr zu Jahr vermindert. Der von den C. bewohnte Länderstrich nimmt einen Flächenraum von ungefähr 300 bis 400 QM. ein. Vgl. Henry R. Schoolcraft, History, condition and prospects of the Indian Tribesof the United States, Washingt. 1851 ff.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.