Degen [1]

Degen [1]

Degen. l) gerades Seitengewehr, von den Offizieren der meisten, bes. der deutschen Heere getragen, bei den Spaniern u. Italienern 3–4 Fuß lang, dreischneidig u. spitzig (Rauf-D.), auch bei den Deutschen, doch meist nur als Schläger auf einigen Universitäten, wo der Stoßcomment herrscht, eingeführt u. hier eben so lang, ohne Bügel, aber mit großen, 8–10 Zoll breiten Stichblättern u. noch 1 Zoll längerer Parirstange zu Duellen gebraucht. Die französischen Parisiens (Fleurets) sind kürzer, kaum 2 Fußlang u. bekamen kleine Stichblätter, aber Bügel, jetzt sind sie wieder zweischneidig geworden u. werden auch als Galanterie-D. senkrecht neben dem linken Oberschenkel getragen, während die jetzt altmodischen Galanterie-D. von Ludwig XIV. an bis in die ersten Jahre des 19. Jahrh. dreischneidig, kurz, ganz von Stahl waren u. horizontal getragen wurden. Die Offizier-D. der Linieninfanterie blieben, wenigstens im Frieden (im Kriege oft mit Säbeln vertauscht), fast immer zweischneidig, während bei den Franzosen eine Zeit lang auch dreischneidige D. gewöhnlich waren. Die Offiziere der leichten Infanterie hatten von jeher nur Säbel. Die schwere Cavallerie hatte dagegen Pallasche, schwerere D., vorn etwas gekrümmt, mit einem Korbe, aber auch mit einem gewöhnlichen Griff eines Husarensäbels u. mit eiserner Scheide. Ehren-D., meist kostbar u. von Kunstarbeit, werden als Geschenke u. als Auszeichnung vornehmen u. tapferen Kriegern gegeben. Der D. besteht aus der Klinge, die sonst dreischneidig war, jetzt aber allgemein zweischneidig ist. Der obere Theil der Klinge, womit sie in den Griff befestigt ist, heißt Angel. Der Degengriff besteht aus dem Griff selbst, dem Degenknopf u. dem Bügel von Metall, der zuweilen bei Galanterie-D. auch von Stahl war. Dieser war oben an dem Knopf, unten an dem Stichblatt (Degengefäß) befestigt, durch welches die Parirstange durchgeht. Der Theil zwischen Stichblatt u. Parirstange heißt Brust. Der D. wird in der Degenscheide verwahrt, die häufig von Stahl, meist jedoch von gebranntem Leder ist u. oben eine Einfassung, Mundblech, unten das Ortband (Zwinge) von Metall hat. Der D. wird an dem Degengehenk (Wehrgehenk) getragen; dieses ging sonst u. zuweilen auch noch jetzt mittelst eines breiten Riemens um den Leib, an welchem Riemen die Schwungriemen u. an diesen eine lederne Tasche, in welche der D. gesteckt u. mittelst eines an dem Mundblech befestigten Hakens (später Knopfes) in eine Öffnung der Tasche angehängt wird. Diese Degengehenke waren von Leder, Gold- u. Silberborte u. dgl. Später bei den dreieckigen Galanterie-D. hing man den D. mit dem eisernen Degenhaken, an welchen der D. mittelst 2 Kehlen befestigt war, in den damals festgeschnallten Bund der kurzen Beinkleider ein, od. trug den D. mittelst einer über das Kleid gehenden Degenkuppel von Gold- u. Silberborte über die Schulter; jetzt wird der D. gewöhnlich an einer über die Schulter gehenden Degenkuppel von Borte unter der Uniform, die eine Tasche von meist schwarzem Leder hält, getragen. 2) So v.w. Diener, Unterthan; 3) Krieger, Held (tapferer D.); 4) eisernes Werkzeug, womit die getretene Ziegelmasse auf dem Haustock durchgedroschen wird; 5) (Web.), so v.w. Laufstock; 6) (Schwarzer D. Oleum moscoviticum, Ol. Rusci Balsamum Lithauinicum), so v.w. Birkentheer, s. u. Birke.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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