Diluvĭum

Diluvĭum

Diluvĭum (lat.),)) Überschwemmung; daher Diluvialisch, auf eine Überschwemmung sich beziehend; 2) die sogenannte Sündfluth; 3) (Geol. u. Geogn., Diluviale Gebilde), die vor der geschichtlichen Zeit durch die letzte große Erdrevolution entstandene Gebirgsformation, welche meist aus sandigen u. lehmigen Ablagerungen besteht; man rechnet hierher den meisten Sand, Kies, Lehm, Gerölle, manche Knochenbreccien u. die Ausfüllungsmasse von Knochenhöhlen, sowie manche Kalktuffe u. Torflager. Die meisten diluvialen Gebilde sind die Producte einer mächtigen Überfluthung der Erdoberfläche, durch welche die Gesteine von ihrer ursprünglichen Lagerstätte fortgerissen u. an anderen Stellen wieder abgelagert wurden. Da das älteste Gletschereis den diluvialen Gebilden eingeordnet werden muß, so mögen manche hier u. da sich vorfindende Erratische Blöcke (s.d.), von denen nicht anzunehmen ist, daß sie durch Wasser fortgeschwemmt sind, durch die Gletscher losgelöst u. mit fortgeführt worden sein, eine Ansicht, welche Charpentier in seiner Schrift: Essai sur les glaciers et le terrain erratique ausgesprochen hat; derselbe weist hier unter Anderem nach, daß sich während der Diluvialzeit ein mächtiger Gletscher über das Land vom Rhonethal bis an den Fuß des Juragebirges verbreitet hat. Das D. ist reich an organischen Überresten, bes. von Säugethieren, sie finden sich meist in Lehm, Gruß u. Sand, theils auch in den Spaltausfüllungen mancher eruptiven Gesteine u. im diluvialen Eis, wie die Mamuthknochen in den russischen Eissteppen. Von Säugethieren treten auf: Mastodon giganteus Cuv., Elephas primigenius Blumenb., Rhinoceros tichorrhinus, incisivus u. Schleiermacheri Cuv., Bos priscus Bojanus, Dinotherium giganteum u. Cuvieri, Tapirus priscus, Cervus Guettardi Kaup, Ursus spelaeus Blumenb., Hyaena spelaea Goldf. u. Arten der Gattungen Hippopotamus, Elasmotherium, Mylodon (ein riesenhaftes Gürtelthier), Megatherium, Canis, Felis etc. Schnecken sind im diluvialen Lehm ziemlich häufig, viele von ihnen leben noch, so finden sich noch: Helix fructicum, Paludina impura, Lymnaeus pereger, mehrere Arten der Gattung Planorbis u.a. Menschliche Überreste findet man im D. nicht, wo man deren entdeckt zu haben glaubt, wie 1829 im Aude-Departement u. in mehreren Höhlen bei Lunel-Vieil, sind sie nicht diluvial, sondern allnoial, od. die Gebeine nicht menschliche, sondern thierische.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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