Drehkrankheit

Drehkrankheit

Drehkrankheit (Drehsucht, Traberkrankheit, Hydrocephalus, Hydatidesis), eine fast ausschließlich den Schafen eigenthümliche, sehr gefährliche Krankheit, befällt meist junge, 5–18 Monate alte Thiere. Ursache ist nach der gewöhnlichen [302] Annahme der Gehirnblasenwurm (Coenurus cerebralis R., Taenia vesicularis cerebrina multiceps Götz), nach Haubner u. Küchenmeister das Einwandern der Brut des Bandwurms in den Körper der Schafe. Die Gehirnblasenwürmer kommen zu 1–9 Stück im Gehirne vor u. haben die Größe einer Erbse bis zu der eines Hühnereies; sie greifen mit ihren Saugmündungen das Gehirn an u. nähren sich von demselben. Verlauf der Krankheit: die Thiere erscheinen stumpfsinnig, folgen der Heerde nicht mehr, irren von derselben ab, unterbrechen sich häufig beim Fressen etc.; der Gang ist schwerfällig, die Thiere bleiben plötzlich stehen, halten den Kopf in die Höhe, blöken ängstlich u. gehen ruhig weiter u. fressen. Später wird der Gang unregelmäßig u. eigenthümlich: entweder die Thiere drängen nach einer od. der anderen, doch fast immer nach derselben Seite, od. sie bewegen sich ganz im Kreise herum, tragen Kopf u. Hals tief u. biegen ihn seitwärts (Dreher); od. aber sie taumeln im Gange hin u. her u. erheben die Nase in die Luft (Segler, Schwindler). Die Bewußtlosigkeit u. die Dummheit nehmen immer mehr zu, u. nach 2–6 Monaten sterben die Thiere unter Krämpfen u. Zuckungen. Heilung gelingt selten; am häufigsten wird die Tödtung des Wurmes mittelst des Trokarstiches od. das Abzapfen des Wassers aus dem Gehirn angewendet, aber gewöhnlich ohne Erfolg. Vgl. Judtmann v. Ehrenfels, Über die D. der Schafe, Wien 1824; A. Orcony, Darstellung der Ursachen der D-en, ebd. 1824; Brosche, Über die D. der Schafe, ebd. 1824, u. Aufl. 1827; A. Zink, Über die D., ebd. 1827; Löwe, Die falsche D. der Schafe, Pasewalk 1854.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Drehkrankheit — (Drehsucht, Blasenschwindel, Taumelsucht, Kopfdrehe, Tölpischsein), Krankheit der Schafe, seltener junger Rinder, wird verursacht durch Coenurus cerebralis, den Blasenwurm der Taenia coenurus des Hundes (s. Bandwürmer, S. 329). Die Bandwurmeier… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Drehkrankheit — Drehkrankheit, Drehsucht, Gehirnkrankheit der Schafe, selten bei Rindern und Ziegen, charakterisiert durch Bewegungsstörungen, Betäubung etc. Je nach der Art der Zwangsbewegung nennt man die Tiere Dreher (mit Manègebewegung), Traber (Würfler),… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Drehkrankheit — Drehkrankheit, Drehsucht, Taumelsucht (Hydrocephalus hydatidesis), eine langwierige, bei Schafen im ersten Lebensjahr, selten beim Rindvieh vorkommende Krankheit, die sich in anhaltender Betäubung und eigenthümlichen, drehenden od. andern… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Drehkrankheit — Als Drehkrankheit bezeichnet man die Coenurose der Schafe der Befall mit Myxobolus cerebralis bei Forellenfischen Als „falsche Drehkrankheit“ wird bei Schafen gelegentlich der Befall mit Nasendasseln bezeichnet. Diese Seite …   Deutsch Wikipedia

  • Drehkrankheit — Dreh|krank|heit 〈f. 20; unz.; Vet.〉 durch die Larve des Hundebandwurms hervorgerufene Gehirnkrankheit der Wiederkäuer, bes. der Schafe, mit zwanghaften Drehbewegungen * * * Dreh|krank|heit, die: durch den Drehwurm verursachte, eine zwanghafte… …   Universal-Lexikon

  • Drehkrankheit, falsche — Drehkrankheit, falsche, s. Bremen, S. 376 …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Drehkrankheit der Schafe — Die Coenurose (Coenurosis, Drehkrankheit) ist eine enzootisch auftretende parasitäre Erkrankung des Gehirns bei Schafen. Inhaltsverzeichnis 1 Erreger 2 Klinisches Bild 3 Bekämpfung 4 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Drehkrankheit — Dreh|krank|heit, die; …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Myxobolus cerebralis — Systematik Stamm: Nesseltiere (Cnidaria) ohne Rang: Incertae sedis …   Deutsch Wikipedia

  • Schaf [1] — Schaf, 1) (Ovis), Gattung der Wiederkäuer, kenntlich an den nach hinten u. dann spiralförmig nach vorn gebogenen Hörnern, an der rundlichen Schnauze u. am Mangel des Bartes. Alle S e lassen sich in drei Racen unterscheiden, welche in ihrer… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”