Gehirnschwamm

Gehirnschwamm

Gehirnschwamm, verschiedene, oft mit einander verwechselte, aber auch in einander übergehende Geschwülste am Kopfe. A) Der eigentliche G. (Fungus cerebri) entsteht: a) wenn das bei Kopfverletzungen od. nach Trepanationen etc. bloßliegende Gehirn, in Folge eines entstehenden Erweichungsprocesses bisweilen als eine weiche, schwammige, unempfindliche od. sehr schmerzhafte Geschwulst durch die Schädelöffnung hervortritt, von der harten Hirnhaut, entweder ursprünglich wegen verwundender Trennung, od. durch die Geschwulst entstehender Exulceration u. Durchbrechung derselben gewöhnlich nicht bedeckt, größer od. kleiner, bei angebrachtem Druck Zufälle von Hirnleiden, selbst Convulsionen erzeugend, nicht selten die Spinnenwebenhaut u. weiche Haut des Gehirns zerstörend u. beträchtliche Blutungen veranlassend ist: tödtet meist durch Blutung, Eiterung, Exulceration, unter Convulsionen, Erschöpfung, Lähmung etc. Man muß ihm durch einen mäßigen Druck zuvor kommen u. die Reizung des Gehirns durch Ader lässe, Blutegel, kalte Umschläge, kühlende Abführungsmittel zu heben suchen. Hat sich die Geschwulst förmlich entwickelt, so sind die genannten Mittel fortzusetzen. Enthält die Geschwulst Blut, so muß sie geöffnet werden. Übrigens kann sie weggeschnitten werden, was aber nicht ohne Gefahr geschieht u. oft die Rückkehr nicht verhütet; b) durch Fleischwucherung in eiternden Wunden des Gehirns, schwammig, unempfindlich; dagegen sind nöthig ein fortgesetzter Druck, zusammenziehende Ätzmittel, das Wegschneiden, die Ligatur. B) Gehirnhautschwamm (Fungus matris durae), schwammige Geschwulst auf der äußern, dem Schädel zugekehrten, selten auf der innern Fläche der harten Hirnhaut, nach u. nach die Schädelwand durchbohrend u. auf der äußeren Fläche desselben als elastisch weiche, bald größere bald kleinere Geschwulst hervorkommend, am Grunde umgeben von dem Anfangs deutlich, später weniger fühlbaren Knochenrande, bisweilen Anfangs auf angebrachten Druck zurückgehend, bald anhaltend, bald nur periodisch schmerzhaft, bisweilen auch Hirnzufälle veranlassend; bricht zuletzt gewöhnlich auf, bildet eine schwammige Fläche, tödtet durch erschöpfende Ausleerungen, hektisches Fieber etc. Der von der innern Fläche der harten Hirnhaut ausgehende, erzeugt mehrere Hirnleiden. C) Schwamm der Hirnschale, od. der Schädelknochenhaut; hier entsteht die Geschwulst aus dem Knochen u. der Knochenhaut.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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