- Grippe [1]
Grippe (Influenza, Catarrhus epidemicus s. contagiosus, Epidemischer Katarrh.), eine epidemisch auftretende acute Erkrankung der Respirationsschleimhaut, welche mit auffälliger Hinfälligkeit einhergeht u. nicht selten über die Schleimhaut der Bronchien hinaus bis tief in die Lungen hinein um sich greift. Aufmerksamer auf die G. ist man erst im Jahre 1782, vorzüglich aber 1833–37 geworden, wo große Epidemien herrschten, u. seit dieser Zeit tritt sie häufiger auf als früher u. die Zahl ihrer Epidemien scheint in stetem Zunehmen begriffen. Im 18. Jahrh. zählte man deren 9 u. in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. hat man deren schon 6–7 verzeichnet. Die Epidemie des Jahres 1782 verbreitete sich fast über ganz Asien u. Europa in der Richtung von N. nach SW. u. SO. Außer den gewöhnlichen Symptomen des Katarrhalfiebers ist die G. ausgezeichnet durch ihr plötzliches Überfallen, größere Mattigkeit u. Zerschlagenheit des Körpers, Neigung zu gastrischem od. nervösem Zustande, sowie zu Entzündungen der Brustorgane; zuweilen ist sie gutartig, bei gelinden Graden in einigen Tagen, in heftigeren erst in 7–14 endend, sich vorzüglich durch Schweiß u. Auswurf entscheidend u. nur bei schwächlichen Personen, Brustkranken od. zu Brustkrankheiten geneigten Individuen, Vernachlässigung, schlechter Behandlung, länger andauernd u. in heftigere, vorzüglich nervöse Fieber, Entzündungen der Brust u. des Gehirns, langwierige Katarrhe der Brust übergehend. Die Heilung wird in den meisten Fällen schon durch ein strenges Verhalten, Verweilen im Bette, Beförderung des Schweißes u. strengste Vermeidung der Erkältung erreicht, die Diät darf nicht allzusehr beschränkt werden. Die Wiedergenesungsperiode erfordert, bes. in Bezug auf Erkältungen, die größte Vorsicht; s. Katarrh. Vgl. Most, Influenza europaea, Lpz. 1820; Schweich, Die Influenza, Berl. 1836; Gluge, Die Influenza od. Grippe (Preisschrift), Minden 1837; Hansen, Über die Nachkrankheiten der Influenza, Schlesw. 1840.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.