- Diät
Diät (v. gr.), die Lebensordnung, welche wissenschaftlich auf Regeln zurückgeführt, Diätetik, die Erhaltung u. Befestigung der Gesundheit, Hygiene (Hygiastik), od. die Wiedererlangung der geschwächten od. in Krankheiten verloren gegangenen Gesundheit, sowie die Vorbauung der Krankheiten zum Zweck hat u. sich dazu keiner Arzneimittel bedient; wenn sie allein auf diesem Wege heilen will, auch Diätotherapie od. Diätotherapeutik, u. sofern sie. bes. auf die Erzielung eines langen Lebens hinarbeitet, Makrobiotik genannt wird. Im engeren Sinne beschränkt man die D. vorzüglich auf Speisen u. Getränke, od. versteht auch wohl ein strenges Verhalten rücksichtlich des Genusses derselben darunter, ihr Feld ist aber ein weit größeres u. umfaßt hauptsächlich Luft, Wohnung, Wärme u. Kälte, Schlafen u. Wachen, Bewegung u. Ruhe, Essen u. Trinken, die Ausleerungen des Körpers, die Affecte u. Leidenschaften u. den Genuß des Geschlechtstriebes rücksichtlich ihres wohlthätigen od. nachtheiligen Einflusses auf den menschlichen Körper u. schließt selbst die Regeln des geistigen u. gemüthlichen Lebens des Menschen ein Die Verschiedenheit der Menschen, vorzüglich rücksichtlich ihrer individuellen Constitutionen, machte es von jeher schwierig, allgemeine Regeln der D. aufzustellen, zumal da durch Gewohnheit auch schädliche Einflüsse abgestumpft werden können. Noch größeren Schwierigkeiten unterliegt ihre Ausführung, da der Mensch so selten im Stande ist, sich derselben vollständig zu unterwerfen u. aus moralischer Schwäche dem Reize von Bequemlichkeiten u. Genüssen so oft nicht zu widerstehen vermag u. Diätfehler begeht. Namentlich die der D. so feindliche verfeinerte Lebensweise hindert ihre Verbreitung, u. doch vermag sie mehr als alle Arzneien den Krankheiten vorzubauen u. für sich allein den allergrößten Theil derselben zu heilen. Gewisse wichtige Theile des Körpers od. natürliche Zustände desselben, Alter, Stand, Beschäftigung, erheischen besondere diätetische[113] Vorschriften, u. daherhat man D. für Schwangere, Greise, Kinder, für die Augen (s. Augendiätetik) etc. Man unterscheidet eine animalische D., vorzüglich Fleischkost gewährend, auch Bier, Wein etc. gestattend; eine vegetabilische D., vorzüglich Pflanzengenüsse empfehlend; eine mittlere D., leichtere Fleischarten, Geflügel, Gemüse, Obst, Wasser od. nur dünnes Bier; u. eine karge D., leichte Vegetabilien, Obst, Wasser. Die Kranken-D. unterliegt nach den einzelnen Gattungen u. Arten der Krankheiten, ihren Zeiträumen u. selbst nach den angewendeten Arzneimitteln sehr vielen Verschiedenheiten u. ist bald eine antiphlogistische, ernährende, analeptische, entziehende, die selbst bis zur Hungercur gesteigert werden kann. Große Verdienste hat sich die Homöopathie um die D. erworben, denn um der Wirkung u. des Erfolgs ihrer kleinen Arzneigaben gewisser zu sein, mußte sie auf die einfachste Lebensweise dringen u. alle reizend od. irgend arzneilich wirkenden Genüsse entfernen. Hufeland, Makrobiotik, Berl. 1825, 2 Thle.; Klose, Grundsätze der allgemeinen Diätetik, Lpz. 1825; Löver, Populäre Diätetik, Magdeb. 1825; Groß, Diätetisches Handbuch mit vorzüglicher Berücksichtigung derhomöopathischen Heilkunst, Lpz. 1829; Tourtelle, Elements d'hygiène, Strasb. 1797; Sinclair, The code of heath and longevity, Edinb. 1807; Michel Levy, Traité d'hygiène publique et privée, Par. 1850; Österlen, Handbuch der Hygiene, Tübingen 1857.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.