Menschenracen

Menschenracen

Menschenracen, die Hauptverschiedenheiten der körperlichen Form, namentlich des Schädels, der Hautfarbe u. der Kopfhaare ganzer Völkerschaften, in so fern solche mit großen Erdstrichen, die von ihnen bewohnt werden, erfahrungsmäßig in Verbindung stehen u. durch die Zeugung sich fortpflanzen Bei dem tiefen Dunkel über die Entstehung des Menschengeschlechts, muß die Frage, ob alle Menschen von Einem Menschenpaare (als [134] Stammeltern) entsprossen seien, od. ob es uranfänglich an mehrern Orten Menschenstämme verschiedener Art gegeben habe, unentschieden bleiben. Die gewöhnliche Annahme ist die der Entstehung des Menschengeschlechts von Einem Paar, welcher auch die mosaische Schöpfungsgeschichte entspricht (vgl. Adam), obschon mehre Physiologen (wie Rudolphi, Bory St. Vincent u.a.) für die Entstehung des Menschengeschlechts aus mehrern Stämmen sind. Das Menschengeschlecht zerfällt nämlich nicht, wie Thiergeschlechter, in verschiedene Arten (Species), sondern in Menschenvarietäten, zwischen denen es mancherlei Übergänge gibt, daher auch ihre Eintheilung verschieden ausfällt, so daß von Manchen, wie Meiners, nur zwei Hauptracen (die kaukasische, schöne, u. mongolische, häßliche), von Andern, wie von Buffon sechs, od., wie von I. Hunter u. Prichard sieben aufgestellt worden. Am verbreitetsten ist Blumenbachs Eintheilung, welche fünf Menschenracen annimmt. a) Kaukasische Race (der Hauptstamm), Farbe: weiß; Wangen: röthlich; Haar: bräunlich- od. nußfarben; Kopf: rundlich; Gesicht: oval, gerade, mit mäßig ausgewirkten einzelnen Theilen; Stirn: flach;. Nase: schmal, mäßig gebogen; Mund: klein; Vorderzähne: senkrecht stehend; Kinn: voll, rundlich. Zu ihr gehören die Europäer, mit Ausschluß der finnischen Völker, ferner die Westasiaten bis zum Obi, Kaspischen Meere u. zum Ganges, u. die Bewohner von Nordafrika. b) Mongolische Race. Farbe: gelbbraun; Haar: schwarz, steif, schlicht, nicht reichlich; Kopf: viereckig; Gesicht: breit, platt, mit in einander fließenden Zügen; der Raum zwischen beiden Augen flach, sehr breit; Nase: klein u. breit; Wangen: fast rundlich, nach außen ragend; Augenlider: eng geschlitzt, linienförmig; Kinn: vorstehend. Zu ihr die übrigen Asiaten, mit Ausschluß der Malaien, auf der Halbinsel jenseit des Ganges, die Finnen, Lappen u.a. Völker Nordeuropas u. die Eskimos, von der Beringsstraße bis zum letzten Punkte des bewohnten Grönlands. c) Äthiopische Race: Farbe: schwarz; Haar: schwarz, kraus; Kopf: schmal, seitwärts eingedrückt; Stirn: gewölbt; Backenknochen nach vorn ragend; Augen: hervorstehend; Nase: dick, mit dem vorstehenden Oberkiefer gleichsam verschwimmend; Zahnhöhlenrand: eng, mehr elliptisch, vorwärts lang ausgezogen; obere Schneidezähne: schräg vorstehend; Lippen (bes. Oberlippen): voll u. geschwollen; Kinn: zurückgezogen. Zu ihr die Afrikaner, mit Ausschluß der Bewohner von Nordafrika. d) Amerikanische Race: Farbe: kupferfarbig, oft ins Grünliche spielend; Haar: schwarz, steif, schlicht, nicht reichlich; Stirn: kurz; Augen: tiefliegend; Nase: etwas breit, aber doch vorragend; Gesicht: im Ganzen breit, mit vorstehenden Wangen, aber nicht platt; die Züge, bes. von der Seite gesehen: tief ausgearbeitet; Form der Stirn u. des Scheitels: nicht selten erkünstelt. Zu ihr die Amerikaner, mit Ausschluß der Eskimos. e) Malaiische Race: Farbe schwarzbraun; Haar: schwarz, weich, gelockt, dicht, reichlich; Kopf: mäßig zugespitzt; Stirn: etwas aufgetrieben; Nase: voll, breit, gleichsam verschwimmend; Nasenspitze: dick; Mund: groß; Oberkiefer: etwas hervorragend; Gesichtszüge. von der Seite gesehen: ziemlich vorspringend u. ausgearbeitet. Betrachtet man die amerikanische u. malaiische Race als Übergangsformen, so bilden die kaukasische, mongolische u. äthiopische Race die Haupttypen des Menschengeschlechts. Für die Einheit der Menschengattung hat man den Hauptgrund darin gesucht, daß Individuen verschiedener Racen mit einander Kinder zeugen. Aus Verpaarung hervorgehende Verschiedenheiten, gleichsam Verschmelzungen, die man mit Ausnahme der Creolen sämmtlich Farbige nennt, sind folgende: Mulatten, von Europäern mit Äthiopiern; Mestizen (Mamelucos), von Europäern mit Indianern; Metifen (jedoch auch Mestizen), von Europäern mit Amerikanerinnen; Calpan Mulatos, von Mulatten u. Indianerinnen; Zamben (Sambos, fälschlich Mulatten), von Äthiopern mit Amerikanerinnen; Kasten, deren beide Eltern Mulatten sind; Terzeronen (fälschlich Mestizen u. Quarteronen), von Europäern u. Mulattinnen; Cabern, von Äthiopern mit Mulattinnen; Kastizen, von Europäern mit ostindischen Mestizen; Quarteronen (fälschlich Kastizen), von Europäern mit amerikanischen Mestizen; Tresalven, von Amerikanern mit amerikanischen Mestizen; Zambaigen, von Amerikanern u. Zamben; Cholen, von Zamben unter sich; Octavonen (nach Andern Quarteronen), von Europäern mit Terzeronen; Sattartras, von Mulatten mit Terzeronen; Postizen, von Europäern mit indischen Castizen; Koyoten, von Quarteronen mit amerikanischen Mestizen; Giveren, von Cabern u. Zamben; Cambujos, von Zambaigen mit Mulattinnen; Quinteronen, von Europäern mit Quarteronen, od. von Europäern mit amerikanischen Octavonen; Harnitzen, von Koyoten der dritten Generation, mit Amerikanern; Albarassaden, von Mulatten mit Cambujos; Barzinen, von Mulatten mit Albarassaden. Vgl. Blumenbach, De generis humani nativa varietate. Göttingen 1775, 5. Aufl. 1795; I. Kant, Von den verschiedenen Racen der Menschen, 1775; Desmoulins, Histoire naturelle des races humaines, Paris 1826; Bory de St. Vincent, Essai zoologique sur le genre humain, 3. A. Paris 1836, 2 Bde.; Weber, Die Lehre von den Ur- u. Racenformen der Schädel u. Becken der Menschen, Düsseldorf 1830; Prichard, Researches into the physical history ot mankind, 3. Aufl. London 1836–47, 5 Bde. (deutsch von Wagner u. Will, Lpz. 1840–48, 4 Bde.); Frankenheim, Völkerkunde, Breslau 1852; S. G. Morton, Types of Mankind (herausgeg. von Nott u. Gliddon), Lond. u. Philad. 1854, 8. A. 1859; Pott, Die Ungleichheit menschlicher Racen, Lemgo 1856; Nott u. Gliddon, Indigenous races of the earth, Lond. u. Philad. 1857; Waitz, Die Anthropologie der Naturvölker, Lpz. 1859–60, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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