Meru [1]

Meru [1]

Meru (d.i. Mitte), im mythisch-geographischen Systeme der Inder heiliger Berg, Wohnsitz der Götter, der Fruchtknoten in der Wellblume (Lotos). Die vier Hauptblätter der Blumenkrone bezeichnen die vier Hauptländer (Dwipas, d.i. Halbinseln) nach den Weltgegenden. Zwischen ihnen stehen je zwei u. zwei ähnliche Blumenblätter u. bilden acht untergeordnete Dwipas. Die übrigen Blätter schwimmen abgesondert auf dem Ocean u. bilden die Inseln u. entfernteren Länder. M. nun ist ein (nach den Lamaiten viereckiger, nach den Buddhisten konischer) goldner Berg, welcher mitten auf der Erde auf der Insel Schamban liegt, u. dessen glänzende Fläche die Strahlen der Sonne in die entferntesten Gegenden wirst. Er hat schöne Bäume u. klare Bäche, u. überall ertönt der Gesang der Vögel. Man findet auf ihm vier gleich große Teiche voll Milch, Butter, geronnene Milch u. Zuckersaft. Auf der höchsten Spitze ist die Wohnung des Siwa (auch Indra wohnt hier) von Gold, umher die Paläste der acht Welthüter u. der Seligen. Sechs Monate erleuchtet ihn die Sonne u. die sechs andern ist es Nacht. Schlangen verwehren dem Sterblichen den Zutritt. An allen vier Weltgegenden wird er von goldnen, silbernen, kupfernen u. eisernen Sockeln gestützt. Vier große Ströme fließen von ihm nach den vier Himmelsgegenden herab, der Ganga aus einem Kuhmaul, der Sita aus einem Elephantenkopfe, der Bhadra aus einem Tiger- od. Löwenkopfe, u. der Chakschu aus einem Pferdekopfe. Die Buddhisten verlegen die vier Ströme ganz an die Südseite, u. dann sind es der Ganges, Indus, Oxus u. Bramaputer. Nördlich vom M. streichen drei Bergketten parallel neben einander fort von Osten nach Westen; eben so viel sind an der Südseite in der nämlichen Richtung u. dadurch wird die Erde in sieben Zonen von Süden nach Norden getheilt, der M. ist in der mittlern, in Madhyama (Mittellande), wo zwischen vier Felsen der Baum der Unsterblichkeit wächst.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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