- Sägemühle
Sägemühle (Schneidemühle), technische Anlage, um mit Wasser- od. Dampfkraft die verschiedenen Arten Schnittholz zu fertigen. A) Bretsägemühle. In ihr werden aus Blöcken Breter, Bohlen, Riegel u. Latten gesägt, auch wohl zu Bauholz bestimmte Balken vierkantig geschnitten. Die Stämme werden häufig erst gesäumt, d.h. die runden Eckbreter (Schwarten), welche von sehr ungleicher Dicke sind, abgeschnitten. Die S. bildet ein längliches Viereck; die eine Seite ist ganz offen, damit lange Stämme hineingewälzt werden können. Um die schweren Stämme leichter auf den Schlitten wälzen zu können, bedient man sich einer schiefen Fläche von Holz (Eiling), od. 4–5 starker Hölzer (Brücken), welche ebenfalls vom Erdboden schief hinauf gelegt werden. a) S-n mit Gattersägen.[754] Das Wasserrad od. die Dampfmaschine muß eine doppelte Bewegung hervorbringen, es muß die meist senkrecht auf u. nieder (für einzelne Zwecke aber auch wagrecht hin u. her) gehende Säge durch eine Kurbel (Brange) auf u. nieder (od. hin u. her) ziehen u. das zu zersägende Holz gegen die Säge schieben. Die Säge ist in einem hölzernen Rahmen (Gatter, Sägegatter, Rahmen) befestigt. Die vertikalen Seitentheile des Gatters heißen Gatterschenkel od. Gatterstäbe, die Querstücke Gatterriegel; das Gatter gleitet an eisernen Leitstangen od. zwischen zwei hölzernen mit Metallleitungen versehenen Rändern des Gestells (Gattersäulen) auf u. nieder. Die Bewegung des Gatters wird von einer sich umdrehenden Kurbel aus hervorgebracht. Ein eiserner od. hölzerner Stab (Lenker, Leitarm) ist mit dem einen Ende an der Kurbel, mit dem andern Ende an das untere Ende des Sägegatters befestigt, so daß bei jeder Umdrehung der Kurbel die Säge niedergezogen u. hinaufgestoßen wird. Um den Gang gleichmäßiger zu machen, ist ein schweres Schwungrad angebracht. Nur beim Niederziehen schneidet die Säge. Der Stamm, welcher zerschnitten werden soll, liegt auf dem Schlitten (Sägewagen, Klotz-, Blockwagen); dieser besteht aus zwei langen Bäumen (Wagen- od. Kammbäumen), welche an der Seite hölzerne od. eiserne Zähne haben; die Kammbäume sind, da sie die Säge zwischen sich haben, nur an den beiden Enden durch Querriegel verbunden, auf diesen liegen starke Stücken Holz (Schemel), welche verrückt werden können, damit beim Schneiden jedes einzelnen Bretes der Stamm der Breite nach gerade gegen die Säge gerichtet werden kann. Der eine dieser Schemel ist wegen der verschiedenen Länge der Stämme beweglich u. heißt Rück- (Richt-, Reit-) schemel, der feststehende Ruheschemel, worauf der Stamm mit eisernen Klammern befestigt wird. Unter den Wagenbäumen liegen zwei unbewegliche Balken (Straßbäume), auf denen der Wagen mittels Laufrädchen od. Frictionswalzen fortbewegt wird; dazu dient das Schiebzeug; an der unter dem Schlitten hingehenden Welle (Kumpf-, Kumt-, Schlitten-, Wagenwelle) eines Stoßrades (Schlitten- od. Wagenrad) sitzen in der Gegend der Kammbäume zwei Getriebe (Kumpfe), deren Zähne in die Kämme des Schlittens greifen; von dem Gatter aus wird mittels eines Hebels eine eiserne Schiebklaue (Stoß-, Schiebstange, Schlitten-, Wagenhaken) so bewegt, daß sie sich in die schiefen Zähne des Stoßrades einlegt, dasselbe u. dadurch auch jene Getriebe od. Kumpfe um einen od. ein Paar Zähne umdreht u. so den Stamm auf dem Blockwagen der Säge ein Stück entgegenführt, so oft das Gatter in die Höhe geht. Beim Vorschub des Wagens mit Riemenbetrieb wird der Wagen durch Treibriemen von der Schwungradwelle aus fortgerückt. Wenn das Sägegatter niedergeht, greift die Schiebklaue im Stoßrade zurück u. ein Sperrhaken sichert nach Bedarf das Stoßrad u. den Wagen gegen den Rückgang. Während des Schnittes liegt der Stamm ruhig, u. damit dennoch alle Zähne der Säge zum Schnitte beitragen, muß die Säge oben etwgs breiter sein od. sie wird etwa um 1/2° gegen die Lothrechte geneigt, so daß die Spitzen der Zähne eine schiefe Linie (Anlauf od. Busen) bilden. Ist der Block bis zu Ende durchsägt, so muß erst der Wagen zurückgeführt werden, bevor ein neuer Schnitt gemacht werden kann. Das Zurückführen wird durch den Rücklauf bewerkstelligt, indem man das Stoßrad außer Thätigkeit setzt u. die Getriebe in eine schnelle Umdrehung in entgegengesetztem Sinne versetzt. Bei S-n, welche von einem Wasserrade getrieben werden, bringt man auch am Schlitten eine Stoßklaue an, welche den Schützen im Gerinne niedergehen läßt, sobald der Schlitten an das Ende seines Laufes angekommen ist. Vor jedem neuen Schnitte muß der Klotz auch ein Stück zur Seite geschoben werden; oft ist zu diesem Behufe der obere Theil des Schlittens auf dem untern Theile nach der Seite hin verschiebbar. Wenn die Säge keinen Anlauf erhält, muß der Blockwagen während des Schnittes der Säge entgegengeführt werden. Der Rücklauf wird vermindert, wenn man mehre (2–10) Blätter in einem Gatter (Bundgatter) nebeneinander aufhängt u. gleichzeitig schneiden läßt. b) S-n mit Kreis- od. Cirkelsägen. Die Säge ist eine gezahnte kreisrunde dünne Stahlscheibe von 1–5 Fuß Durchmesser, welche schnell um ihre Achse gedreht wird u. dabei ununterbrochen schneidet, daher muß auch der Schlitten nicht ruckweise, sondern in einer steten gleichmäßigen Bewegung mittelst Schrauben ohne Ende an die Säge herangeführt werden. Die Kreissägen werden bes. in Fabriken u. von Handwerkern zum Schneiden dünnerer Hölzer verwendet, u. da sie sich stets in derselben Richtung umdrehen, nicht hin u. zurückgehen, so wird der Schnitt kaum breiter als die Dicke des Blattes, also weniger Holz in Sägespäne verwandelt. c) S-n mit Säge ohne Ende. Das Sägeblatt ist 20–30 Fuß lang, sehr dünn u. sehr biegsam, seine beiden Enden sind schwalbenschwanzförmig in einandergefügt u. hart gelöthet, u. das Blatt nun wie eine Schnur ohne Ende od. ein Treibriemen über zwei Scheiben gelegt, von denen die eine durch Dampfkraft in Umdrehung gesetzt wird. Das Blatt bewegt sich sehr schnell u. kann dabei an zwei Stellen ununterbrochen schneiden u. leistet sehr viel, da die Säge nie leer zurückgeht, wie die Gattersägen. Bes. wichtig ist die Säge ohne Ende für größere Holzbearbeitungswerkstätten, wo man ein kürzeres u. sehr schmales Blatt anwendet, wodurch diese Säge ganz bes. zum Schneiden von krummen Flächen u. Schweifungen anwendbar wird u. eine noch größere Geschwindigkeit zulässig wird. B) S-n (Sägemaschinen) zu anderen dicken Schnitthölzern kommen bes. in den verschiedenen Holzbearbeitungswerkstätten, Tischlereien, Wagenbauwerkstätten etc. vor. Die Säge wird gewöhnlich durch Dampfkraft getrieben u. das Holz auf einem feststehenden Tische mit der Hand der Säge entgegengeführt. Mit den Rundsägemaschinen führt man Kreisbogenschnitte aus, z.B. an Felgen zu Rädern, Faßböden, Faßdauben, Schiffsbauholz; das Blatt ist sehr schmal, das Holz liegt auf einem horizontalen Tische, welcher sich um eine verticale Achse dreht u. so das Holz an der Säge in einem Bogen vorbeiführt. Mit einer andern Sägemaschine schneidet man festliegende Holzstämme quer durch, das Blatt ist kreisformig (od. gerade) u. in einem schräg aufgehangenen pendelartigen Rahmen befindlich u. dringt beim Schneiden in den ruhig liegenden Stamm ein. Auf der Rundschneidemaschine schneidet man mit einer sich um ihre Achse drehenden Kronsäge runde Löcher in Balken u. kreisförmige Scheiben aus Bohlen; im ersteren Falle erhält die Kronsäge eine wechselnd hin u. her gehende Drehung, im letztern eine stetige nach[755] blos einer Richtung. Vgl. Sägemaschine. C) Fournierschneidemühlen liefern feine, sehr dünne Holzplättchen zu Fournieren; diese Mühlen arbeiten stets mit nur einem Blatte; ist dieses gerad, so läßt man es nicht mehr vertical auf u. nieder, sondern horizontal hin u. her gehen, wobei der Klotz der Säge von unten nach oben entgegengeführt wird; als Triebkraft benutzt man am besten Dampf. Wendet man eine Kreissäge an, so gibt man dem Blatte 5–18 Fuß Durchmesser, stellt es aus 10–30 einzelnen Stahlblechsegmenten her, läßt es sich horizontal umdrehen u. führt den Wagen ebenfalls horizontal unter dem Blatte weg. – In Deutschland hatte man die ersten S-n im 13. Jahrh. an der Rör od. Ruer, 1322 gab es S-n in Augsburg, 1427 bekam Breslau, 1452 Nürnberg, 1490 Erfurt eine solche. In Holland scheint die erste S. 1596 in Saardam angelegt worden zu sein, 1555 in Frankreich bei Lyon, in Schweden 1653, wenig Jahre früher auch in England, wo aber die Einführung derselben langsamer vorwärts ging, weil man sich fürchtete dadurch viele Arbeiter brodlos zu machen. 1575 hatte man in Regensburg schon S-n mit mehrern Sägeblättern, auf welchen ein Stamm sogleich in mehre Breter geschnitten wurde. Die Kreissägen erfand 1780 ein Deutscher, Gervinus.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.