- Trägheit
Trägheit, 1) das Beharrungsvermögen, mittelst dessen ein Körper die einmal erhaltene Bewegung in der gleichen Richtung u. Geschwindigkeit so lange fortsetzt, bis eine neue Kraft dasselbe aufhebt, u. wenn er in Ruhe ist, so lange darin verharrt, bis er durch irgend eine Kraft in Bewegung gesetzt wird. Aus der T. erklärt sich das Vorwärtsfallen des Körpers. wenn man auf einem Schiff od. Dampfwagen fährt u. diese plötzlich anhalten; das Fortfliegen eines Körpers von der Schleuder nach der Richtung der Tangente an dem von der Schleuder beschriebenen Kreisbogen u. vieles andere. Thürmt man mehre Damensteine über einander u. schlägt einen mittleren mit einem Messer rasch horizontal heraus, so bewegen sich die oberen nicht horizontal mit fort; sondern fallen senkrecht auf die unteren. Denn da nach der T. eine gewisse Kraft erforderlich ist, um den Körper aus der Ruhe in Bewegung zu versetzen u. diese Kraft um so größer ist, je rascher die Bewegung sein soll, u. da andererseits dem Umstande, daß die obern Steine nicht mit horizontal fortfliegen, sondern an ihrem Platze bleiben u. sodann fallen, nur die Reibung entgegensteht, so wird obige Erscheinung eintreten, sobald die Geschwindigkeit so groß ist, daß die für die horizontale Bewegung der obern Steine erforderliche Kraft größer ist. als der Reibungswiderstand. 2) Mangel an Thätigkeitstrieb, kann durch vorübergehende Ursachen, körperliche Stimmung, nach vorausgegangenen Anstrengungen, Traurigkeit, Geistesdruck, klimatische u. atmosphärische Verhältnisse hervorgebracht u. selbst nur vorübergehend, od. in der Organisation begründet u. bleibend sein, spricht sich bes. im letzteren Falle durch Schlaffheit u. Abgespanntheit in den Mienen u. der Körperhaltung aus; sie kann aber ihren Grund auch in Bequemlichkeit, Mangel an Pflichtgefühl etc. haben. Ein hoher Grad von T. heißt Faulheit; 3) T. des Geistes, Langsamkeit der geistigen Functionen, Mangel der Fähigkeit einen an sich nicht schwierigen Gegenstand schnell zu begreifen u. der Sache gemäß zu verarbeiten; 4) (Med.), so v.w. Torpor.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.