- Valentinianus
Valentinianus. Römische Kaiser: 1) Flavius V. I., aus Cibalä in Pannonien, geb. 321, war der Sohn des Gratianus u. gelangte früh zu hohen militärischen Ehrenstellen. Constantin II. entsetzte ihn derselben, weil er den Empörer Magnentius aufgenommen hatte; von Julianus wurde er wieder eingesetzt, nachher aber wegen seines unklugen Eiferns gegen das Heidenthum von ihm exilirt. Jovianus rief ihn wieder zurück, u. nach dessen Tod wurde V. 364 selbst zum Kaiser erwählt, worauf er seinen Bruder Valens zum Mitregenten annahm, er selbst behielt sich den westlichen Theil des Reiches vor u. residirte in Mailand. Er sicherte die Grenzen an der Donau u. dem Rhein durch Befestigungen, warf die Alemannen aus Gallien u. besiegte sie 368 bei Solicinium, unterdrückte durch Theodosius den Aufstand des Firmus in Afrika u. führte Krieg gegen die Quaden, dort st. er 17. November 375 in Bregetium. Er war streng, verbesserte aber die Verfassung im Innern u. beförderte die Wissenschaften u. Volksbildung durch Anlegung von Schulen in mehren Städten des Reiches, war als Kaiser duldsam gegen die Heiden, auch gegen die christlichen Parteien, obgleich er sich zu der orthodoxen Partei hielt. Er hatte zwei Gemahlinnen, erst die Severa u. dann die Justina. 2) V. II., Sohn des Vor. u. der Justina, wurde nach des Vaters Tode, da sein älterer Bruder Gratianus nicht zugegen war, obgleich erst 4 Jahre alt, in Acincum zum Kaiser ausgerufen; Gratianus erhielt den Orient; 387 von Maximus vertrieben, ward er von Theodosius I. 388 wieder eingesetzt. Arbogast, vorher des Kaisers Günstling, ließ ihn 392 in Vienna ermorden; s.u. Rom S. 291. 3) V. III., Sohn des Patriciers Constantius u. der Placidia, einer Tochter des Kaisers Theodosius d. Gr., geb. 419; war sehr jung mit seiner Mutter nach Constantinopel gezogen, u. da der Kaiser Honorius ohne Erben starb, so brachte es Theodosius dahin, daß V. als Kaiser des Occidents 425 ausgerufen wurde. Seine Mutter führte die Regierung rachsüchtig u. grausam, er selbst lebte seinen Lüsten u. wurde von Petronius Maximus, dessen Gemahlin er geschändet hatte, 455 ermordet; s. Rom S. 292.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.