- Apostăsie
Apostăsie (v. gr.), 1) Abfall, Abtrünnigkeit; bes. 2) Abfall von dem religiösen Bekenntniß, jetzt bes. innerhalb der christlichen Kirche, während man die vom Christenthum zum Islam übergehenden Renegaten nennt (vgl. Proselyt). Die A. wurde in der alten Griechischen Kirche hart geahndet, so wurden namentlich denen, welche zum Heiden- od. Judenthum abfielen, ihre Güter confiscirt u. sie selbst des Landes verwiesen, ja zuweilen mit dem Tode bestraft. Der erste fürstliche Apostat war Kaiser Julianus (daher Apostăta zugenannt). Die berühmtesten, Apostaten der neueren u. neusten Zeit, u. zwar die von der Protestantischen Kirche zur Katholischen übertraten, sind: Kurfürst Friedrich August v. Sachsen, Landgraf Ernst v. Hessen, Königin Christine v. Schweden, Herzog Anton Ulrich v. Braunschweig, Herzog Moritz Wilhelm v. Sachsen-Zeitz, Erbprinz Friedrich v. Hessen-Kassel, Herzog Ferdinand v. Anhalt-Köthen, Herzog Friedrich V. v. Sachsen-Gotha-Altenburg, Graf Friedrich v. Stolberg, Winckelmann, Johann August v. Stark, Friedrich v. Schlegel, Haller, Hurter, Gfrörer u. v. A., namentlich mehrere Puseyiten (s.d.) in England. Von der Katholischen zur Protestantischen Kirche gingen über die Königin Elisabeth von Preußen, Graf von Benzel-Sternau; namentlich aber Geistliche, wie Feßler, Fidler, Homberg, Hysander, Klotz, Schad, von Reichlin Meldegg u. v. A. Die Apostaten der Protestantischen Kirche im 16.–18. Jahrh. sind gesammelt von Phil. v. Ammon, Erlang. 1833; 3) in der Katholischen Kirche das Verlassen des geistlichen Standes durch Übertritt zum Laienstand u. durch Verheirathung (A. ordĭnis) u. das Verlassen des Mönchstandes nach gethanem Profeß (A. monachātus), wogegen geistliche Strafen geordnet sind; 4) (Med.), so v.w. Apostasis. Daher apostasiren, von einem Glaubensbekenntniß abfallen; Apostat (Apostăta), Abtrünniger.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.