Armmuskeln

Armmuskeln

Armmuskeln (Musculi brachii), die zur Bewegung des Armes im weiteren u. engeren Sinne bestimmten Muskeln. Hier nur von letzteren: A) Oberarmmuskeln, die den Arm bewegenden: a) aufhebende: aa) der Deltamuskel (Musculus deltoideus), starker, fleischiger Muskel von 3eckiger Form, der von der Schulter an den Oberarm nach außen u. oben bilden hilft. Steigt von der Schultergräthe u. dem Acromium des Schulterblattes (s.d.), wie auch dem Schultertheile des Schlüsselbeins, über das Schultergelenk, dasselbe durch Überdeckung zugleich schützend, herab u. endigt, allmählig sich zuspitzend, in eine Sehne, die an der äußeren Fläche etwas über der Mitte des Oberarmknochens sich ansetzt; hebt den Oberarm nach außen in die Höhe; bb) der Rabenschnabelmuskel (M. coracobrachialis), liegt unter dem großen Brustmuskel, entspringt mit dem 2köpfigen Muskel (s. unt.), mit dessen kurzem Kopf er zusammenhängt, von dem Rabenschnabelfortsatz des Schulterblattes, geht vor dem Schultergelenk u. vor der Flechse des breiten Rückenmuskels an das Zwischenmuskelband des Oberarmes u. an das Mittelstück des Oberarmknochens, ist in der Mitte seines Bauches zum Durchgang des Muskelhautnervens des Armes gespalten, heißt deshalb auch M. perforatus Casserii, hilft den Arm in die Höhe heben, wirkt beim Schleudern des hängenden Armes, als Antagonist des runden Muskels, u. beim Drehen des Armes nach einwärts; b) vorwärtsbeugende: der große Brustmuskel (Musc. pectoralis major), bedeckt zunächst unter der Haut, bei Frauen unter der Brustdrüse liegend, jeder auf seiner Seite die ganze Brust, entspringt halbkreisförmig an dem Schlüsselbein, dem Brustbein, den Knorpeln aller wahren Rippen, dem knöchernen Theil der 9. Rippe, der Aponeurose der Bauchmuskeln, zieht sich, strahlenförmig convergirend, nach dem Arme zu, zu einer Flechse zusammen, die an ihrer inneren Fläche einen Schleimsack (Bursa mucosa pectoralis) hat, u. sich in einer Breite von 3 Fingern, von dem Deltamuskel bedeckt, an die rauhe Linie des Oberarmknochens (s. Armknochen) an, zieht den Arm nach der Brust zu, doch, je nachdem einzelne Partien vorzugsweise wirken, bald mehr auf- od. abwärts, u. begrenzt nach vorn die Achselhöhle; c) rückwärts bewegende: der breite Rückenmuskel (Musc. lat issimus dorsi), Antagonist des vor., entspringt sehnig von Dornfortsätzen der unteren 6–7 Brust-, sämmtl. Lendenwirbelbeine u. des Kreuzbeines, verbindet sich mit den Flechsen mehrerer Muskeln, steigt, sich verschmälernd u. verdickend, nach oben, geht in eine starke, mit einem Schleimsack (Bursa mucosa musculi lat. dorsi) versehene Flechse, über die sich hauptsächlich der große Brustmuskel gegenüber an die rauhe Linie des Oberarmknochens ansetzt u. den hinteren Theil der Achselhöhle bildet; er zieht den Arm einwärts u. abwärts; d) niederziehende: der größere runde Muskel nebst dem großen Brust- u. der breite Rückenmuskel (Musc. teres major), der von dem äußeren Rande des Schulterblattes u. dessen unterem Winkel kommt u. mit einer breiten Sehne, zugleich mit dem vorigen sich an den kleinen Höcker des Oberarmbeins ansetzt u. diesem Muskel als Hülfssmuskel dient; e) einwärts rollende: der Unterschulterblattmuskel (Musc., subscapularis), der die ganze vordere Fläche des Schulterblattes[744] bedeckende, von dieser entspringende, dicke u. breite Muskel. Seine Sehne, mit einem Schleimsack (Bursa mucosa coracoidea) versehen, hängt mit dem Kapselband des Schultergelenkes zusammen, geht vor diesem u. unter dem rabenschnabelförmigen Fortsatz hin, an den kleinen Höcker des Oberarmknochens, den er nach innen rollt; f) auswärts rollende: der Obergräthmuskel (Musc. supraspinatus), ein die Öbergräthgrube des Schulterblattes ganz ausfüllender Muskel, der sich an die vordere Impression des großen Höckers des Oberarmbeins ansetzt; der Untergräthmuskel (Musc. infraspinatus), der in der Untergräthengrube liegende, hinter dem Schultergelenk auswärts in die Höhe steigende, an die mittlere Impression des großen Tuberkels des Oberarmknochens sich ansetzende Muskel; der kleine runde Muskel (Musc. teres minor), vom äußeren Rande des Schulterblattes aus aufwärts u. hinter dem Schultergelenk in die Höhe steigend u. an die hintere Impression des großen Höckers des Oberarmbeins sich ansetzend, den Ober- u. Untergräthmuskel in ihrer Wirkung unterstützend. B) Vorderarmmuskeln (Musculi antibrachii): a) Beuger: der zweiköpfige Armmuskel. Musc. biceps brachii, coracoradialis), entspringt mit seinem kürzeren Kopfe vom Rabenschnabelfortsatz des Schulterblattes, mit seinem längeren Kopfe vom Rande der Gelenkhöhle desselben, als eine schwache Sehne, die über den Kopf des Oberarmknochens u. durch dessen Kapselband in der Furche des Oberarmknochens fortläuft u. dann, fleischig werdend, sich mit dem kürzeren Kopfe vereinigt, wo er dann als ein an der inneren Seite des Oberarmes gelegener, länglichrunder Muskel abwärts steigt u. sich mit einer runden Flechse, von welcher eine Fortsetzung schräg nach innen zur Muskelscheide des Vorderarmes hingeht, an die Hervorragung der Speiche befestigt. Er beugt den Vorderarm gegen den Oberarm u. trägt auch zu dessen Supination bei; der Armmuskel (Musc. brachialis s. br. internus), länglich, kurz, in der Mitte des Oberarmknochens befestigt u. vorzüglich an den kronförmigen Fortsatz des Ellenbogens sich ansetzend; b) Strecker: die Anconäen (Musculi anconaei): aa) der große Anconäe (Anconaeus magnus triceps), besteht aus 3 unter sich zusammenhängenden Muskelbündeln, welche von einigen Anatomen als einzelne Muskeln betrachtet werden, u. nimmt die ganze Rückseite des Oberarmes ein. Der längste Kopf (Caput longum), entspringt mit einer starken Sehne vom äußeren Rande des Schulterblattes, gleich unter dessen Halse; der äußere Kopf von dem äußeren u. oberen Theil; der innere Kopf von der inneren hinteren Fläche des Oberarmknochens. Nach ihrer Vereinigung bilden sie einen starken, flechsigen u. fleischigen Muskelkörper, dessen starke Sehne an das Olecranum (s. Armknochen) geht, auch mit dem Kapselband u. der Muskelscheide des Vorderarmes verbunden ist; bb) der kleine Anconäe (Anc. parvus) liegt an der äußeren u. hintern Seite des Ellenbogengelenkes, entsteht schmalsehnig an dem äußeren Gelenkhügel des Oberarmknochens (s.d.) u. setzt sich, ausbreitend, unter dem Oleeranum an die Ellenbogenröhre. Die vom Vorderarm zur Hand gehenden s. u. Handmuskeln.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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