Rippen

Rippen

Rippen, 1) (Costae), bilden den größten Theil der knöchernen Brusthöhle des Menschen u. bestehen überhaupt aus langen, dünnen, mehr hohen als breiten, nach außen convexen, nach innen concaven Knochen, welche sich von hinten, od. von der Wirbelsäule aus, vorwärts bis od. gegen das Brustbein erstrecken. Man unterscheidet 12 Paare (selten ein Paar mehr, noch seltener eins weniger), welche, von verschiedener Länge u. Krümmung, unter einander, aber so liegen, daß ihr hinteres Ende immer eine höhere Lage als ihr vorderes hat. Durch sie bekommt die knöcherne Brusthöhle ihr panzerartiges Ansehen, u. da sie beweglich sind u. das Brustbein selbst durch seine Verbindung mit ihnen beweglich wird, auch die Fähigkeit zur Erweiterung, deren die Brusthöhle zum Athemholen bedarf. Man unterscheidet an jeder Rippe das Mittelstück (Körper, Corpus) u. die Enden. Das hintere Ende (Extremitas posterior) macht sich bes. durch eine Anschwellung als Rippenköpfchen (Capitulum costae) bemerklich, welches mit einer platten, nach innen gekehrten, an den obersten u. untersten R. mehr rundlichen, an den mittlern mehr länglichen Gelenkfläche in die Gelenkflächen eingreift, welche von je zwei Brustwirbeln gebildet werden, mit Ausnahme der für die erste u. zwölfte, meist auch für die elfte Rippe gebildeten, welche von den ihnen der Zahl nach entsprechenden Brustwirbeln allein gebildet werden. Unweit desselben unterscheidet man an der äußeren Seite jeder Rippe (die beiden untersten ausgenommen) eine gleiche Erhabenheit als Rippenhöcker (Kleines Rippenköpfchen, Tuberculum costae, Capitulum minus), welcher sich auf einer rundlichen Gelenkfläche mit einer vom äußersten Ende des Seitenfortsatzes jedes der Zahl nach entsprechenden Brustwirbels verbindet, so daß also jede Rippe (mit Ausnahme der beiden untersten) hinterwärts zweifach eingelenkt ist. Der zwischen beiden befindliche dünnere, rundliche, vorzüglich an den obern R. deutlich ausgeprägte Theil wird als Rippenhals (Collum costae) bezeichnet. An dem Mittelstück jeder Rippe unterscheidet man, außer seiner äußeren u. inneren Fläche, einen oberen, mehr stumpfen, u. einen unteren, mehr schärfern Rand; an diesem, auf der inneren Fläche befindet sich eine vorn sich verlierende Rinne für die zu jeder gehörige Intercostalarterie u. Intercostalvene. Zwischen je zwei R. befindet sich ein hinten schmälerer, vorn breiter werdender Zwischenraum, welchen die Intercostalmuskeln einnehmen. Gegen das vordere Ende der R. (Extremitas anterior) werden die R. allmälig dünner u. enden, etwas angeschwollen, mit einer etwas vertieften Fläche, in welcher die Rippenknorpel befestigt sind. Mittelst dieser sind die R. mit dem Brustbeine verbunden, doch nur die sieben oberen R. (selten auch noch die achte) unmittelbar, indem sie mit den Seitenrändern des Brustbeins eine Gelenkverbindung eingehen. Man unterscheidet daher auch diese als wahre R. (Costae verae). Von den übrigen fünf untern R. legen sich die drei obern mit ihren [184] Knorpeln nur an die Knorpel der zunächst obern Rippe an; die beiden letzten aber endigen frei u. stehen blos durch die Muskeln mit den übrigen R. in Verbindung. Man nennt diese falsche R. (Costae spuriae). Im höhern Alter verknöchern die Rippenknorpel theilweise u. geben dann einen Grund von Engbrüstigkeit alter Personen ab. Jede einzelne Rippe hat etwas Ausgezeichnetes in ihrem Bau, vor allen die erste od. oberste Rippe; sie ist nicht nur die kürzeste, sondern auch die am wenigsten bewegliche, am vordern Ende breiter als alle übrigen R., zugleich die stärkste u. am meisten gekrümmte; auch ihr Knorpel ist kürzer, fester, breiter, gleichmäßig dicker, als alle andere, u. ganz fest mit dem obern Brustbein verbunden. Sie gibt zugleich einen Stützpunkt für die Bewegungen der übrigen R. ab. Von der zweiten bis zur siebenten Rippe nimmt die Länge, auch ihre Richtung unterwärts immer mehr zu, die Krümmung dagegen ab; auch die Knorpel nehmen an Länge zu u. der Winkel, in welchem sie sich an das Brustbein ansetzen, wird, indem die untern immer mehr aufwärts sich richten, immer spitziger. Zugleich werden die R. in ihrer absteigenden Reihe immer beweglicher. Gegenseitig nehmen die falschen R. von der achten an an Länge ab, so daß die letzte, gewöhnlich die kürzeste von allen, mitunter kaum 1 Zoll lang ist; auch ihre Krümmungen sind schwächer; die letzte ist zuweilen fast ganz flach. In ihrer Verbindung sind die falschen R. weit beweglicher als die wahren, zumal die beiden letzten R., welche man daher auch schwebende de R. (Costae fluctuantes) nennt. Auch die zu den falschen R. gehörigen Knorpel nehmen der Reihe nach an Länge ab; der der letzten fehlt zuweilen ganz. Sämmtliche R. sind durch Bänder (Rippenbänder), zunächst durch feste Kapselbänder, sowohl an ihrem hintern Ende mit den Brustwirbeln, als auch vorwärts mit ihren Knorpeln durch Kapselbänder verbunden. Seitwärts bekommen die hinteren durch Querbänder, welche an den Hals gehen (Rippenhalsbänder), Verstärkung. Auch die obern Rippenknorpel, von dem dritten an, erhalten durch häutige Bänder (Zwischenknorpelbänder, Ligamenta cartilaginea), unter sich einen festern Zusammenhang. Von dem Ende der Knorpel der wahren R., wo sie sich mit dem Brustbeine verbinden, verbreiten sich bandartige, strahlenförmige Fasern (Ligamenta radiata), auf der äußeren u. inneren Fläche des Brustbeins, so daß sie in der Mitte von beiden Seiten her sich kreuzen. Nur sehr wenige Säugethiere (einige Gattungen Fledermäuse u. Armadille) haben ein Rippenpaar weniger als der Mensch, die allermeisten haben deren mehre, viele 14 Paar, das Pferd gewöhnlich 18, Elephanten 19 od. 20, das Zweizehige Faulthier 23 Paar. Vögel haben höchstens 10 Paar, auch liegen bei ihnen die falschen R. nach vorn; die echten sind nur mittelbar, durch kleine Zwischenknochen mit den Rändern des Brustbeins verbunden; auch zeichnen die mittlern Paare sich durch einen besonderen flachen, fast hakenförmigen, nach oben u. hinten gekehrten Fortsatz aus. Bei den Amphibien herrscht große Verschiedenheit hinsichtlich der R.; Frösche (Kröten) haben gar keine R., dagegen breite Querfortsätze der Brustwirbel u. eine eigene Verbindung der fast schuppenförmigen Schulterblätter u. zweier Paare von schlüsselbeinartigen Knochen mit dem Brustbein; bei Schildkröten sind die R. meist ganz mit der knochichten Rückenschale verwachsen. Schlangen haben unter allen Thieren die meisten Rippenpaare, dagegen gar sein Brustbein, die Gemeine Natter 173, mehre wohl 250; bei den Bullenschlangen (auch einigen Arten des Colubergeschlechts) dienen die obersten (Costae scapulares) zum Aufblähen ihres Halses. Fische, welche mit Gräten versehen sind, haben meist mit den Brustwirbeln eingelenkte R.; doch stehen sie bei manchen auch außer Verbindung mit denselben; Knorbelfische haben gar keine R. 2) Erhabene, hervorspringende Striche auf den Fruchthüllen einiger Gewächse, auch auf den Samen der Doldengewächse, wie an dem Kümmel; 3) die starken, holzartiger Adern in den Tabaksblättern; 4) die gekrümmten Innhölzer an der Seite eines Schiffes, auf welche die Planken genagelt werden; 5) die wagrechten Hölzer an den krummen Schleusenthüren, 6) das Seil- u. Bindewerk an den Feuerkugeln; die Art u. Weise dieses Bindens heißt Rippenbund; 7) die eisernen Schienen, welche die Bleche des Treibehutes zusammenhalten; 8) Streifen von Rasenstücken, welche man auf den Wällen anlegt, damit sich mehr Land ansetze; 9) so v.w. Batterierippe, s.u. Batterie D); 10) bei gothischen Gewölben die vorstehenden Bogen, welche sich oben in einem Punkte vereinigen od. durchschneiden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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