- Augustus [2]
Augustus (eigentlich Cajus Julius Cäsar Octavianus), aus der Familie der Octavier zu Veliträ, geb. 63 v. Chr., Sohn des C. Octavius u. der Atia, von mütterlicher Seite Großneffe des Julius Cäsar. Erst 18 Jahre alt erfuhr er, während er die Beredtsamkeit zu Apollonia in Epiros unter Apollodoros studirte, Cäsars Ermordung (44 v. Chr.) u. seine Einsetzung als dessen Sohn u. Erbe. Sogleich begab er sich, gegen den Rath seiner Mutter u. seines Stiefvaters, L. Marcius Philippus, nach Italien, berief die durch Freigebigkeit gewonnenen Veteranen Cäsars zu sich, wußte Cicero sich so geneigt zu machen, daß dieser ihn dem Senat gegen die Anmaßungen des Antonius empfahl, worauf er unter dessen Autorität an der Spitze der öffentlichen Angelegenheiten auftrat. Im I. 43 schlug er den Antonius u. schrieb sogar noch als Proprätor dem Senat Gesetze vor. Er versöhnte sich darauf mit Antonius u. bildete mit demselben u. Lepidus das 2. Triumvirat, unterzeichnete eine Menge Proscriptionen, durch welche auch Cicero seinen Tod fand, u. unternahm nebst Antonius den bürgerlichen Krieg gegen Cäsars Mörder, Brutus u. Cassius, die bei Philippi (42 v. Chr.) Schlacht u. Leben verloren, bekriegte hierauf den Consul L. Antonius, Bruder des Triumvirn (40 v. Chr.), dann den S. Pompejus (36 v. Chr.) u. endlich seinen Collegen im Triumvirat Antonius selbst, der sich nach der verlorenen Schlacht bei Actium (31 v. Chr.) das Leben nahm. Mit dem Titel Augustus u. vom unterworfenen Senat u. vom Volke mit dem Namen Vater des Vaterlandes geehrt, behauptete er sich als Alleinherrscher 44 Jahre, s. Rom (Gesch.), bis er auf dem väterlichen Landhause zu Nola in Campanien am 10. Aug. 14 n.Chr. starb. Sterbend ordnete er nach einem Spiegel Mienen u. Haare u. sprach zu seiner Umgebung: Klatscht, wenn ich meine Rolle wohl gespielt habe, sie ist aus! Er war klein, aber schöngebaut, von feurigen Augen, geistreichen u. einnehmenden Zügen. Als Heerführer besaß er kein Talent, ein desto größeres als Regent, durch seltene Schlauheit, Beherrschung seiner Leidenschaften u. Scharfblick. Sehr schwächlich, brachte er dennoch, durch größte Mäßigkeit im Essen u. Trinken, sein Leben hoch. Unterstützt von klugen Rathgebern, wie Agrippa, Mäcenas u.a., machte er sich um die Ruhe, Aufstellung guter Sitten, Verschönerung der Hauptstadt u. der Provinzen, Pflege der Literatur u. Unterstützung der Künste sehr verdient. Unter ihm hatte die Römische Literatur ihr goldenes Zeitalter (Augusteisches Zeitalter). Er selbst schrieb Vieles in Prosa, ein Buch: Sicilia, in Hexametern, u. viele Epigramme, Fragmente davon herausgeg. von Weichert, Grimma 1841. Vermählt war er erst mit Scribonia, dann mit Livia (s.d.); die Erstere gebar ihm die Julia (s.d.), sein einziges Kind.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.