- Pompējus
Pompējus, Name der Glieder eines berühmter römischen plebejischen Geschlechts, mit den Familien der Festus, Labeo, Longinus, Nepos, Rufus, Strabo etc. 1) Quintus Pomp. Rufus, wurde 141 v. Chr. Consul, erhielt dann das diesseitige Spanien u. begann dort den sehr blutigen Krieg gegen die Numantiner; er belagerte Numantia vergeblich u. machte 140 einen wenig ehrenvollen Vertrag mit dieser Stadt, welchen aber der Senat verwarf. Er war als Redner berühmt. 2) Quintus Pomp. Rufus, war 100 v. Chr. Volkstribun, 90 Prätor u. 88 mit Sulla Consul; gegen Ende seines Consulats wurde er auf Anstiften Cn. P. Strabo's von seinen Soldaten ermordet. 3) Quintus P. Bithynicus, Freund Ciceros, war 75 v. Chr. Verwalter der Provinz Bithynien u. st. 48 in Ägypten im Geleit des P. 6). 4) Quintus P. Rufus, Enkel Sullas, Volkstribun 54 u. 53 v. Chr., Ciceros Feind u. Anhänger P. des Großen, wurde deshalb vom Senat gefangen gesetzt u. später wegen begangener Gewaltthätigkeiten bei der Leichenverbrennung des Clodius verwiesen; seine Schwester war Pompeja 1). 5) Cnejus P. Strabo, war 104 v. Chr. Quästor in Sicilien u. 94 Prätor auf jener Insel; 90, im Bundesgenossenkrieg, Anfangs Prätor u. dann Legat des Consuls P. Rutilius Lupus; 89 v. Chr. Consul, vernichtete er ein Heer der Marser bei Asculum u. eroberte diese Stadt. Unter den Sullanischen Unruhen rief ihn 87 der Senat gegen Marius u. Cinna zurück; er lieferte diesen ein Treffen beim Collinischen Thore, ohne sie zu besiegen, u. st. in demselben Jahre vom Blitz erschlagen. Geiz, Grausamkeit u. zahlreiche Verbrechen hatten ihn verhaßt gemacht; das Volk schleifte deshalb seinen Körper in den Tibris. 6) Sextus P. Strabo, Bruder des Vor., ein Anhänger der Stoischen Philosophie, beschäftigte sich mit dem Studium der Mathematik u. der Rechte. [344] 7) Cnejus Pomp. Magnus, Sohn von P. 5), geb. 30. Sept. 106 v. Chr.; diente zuerst im Marsischen Kriege u. rettete 87 seinem, gegen Cinna als Proconsul fechtenden Vater das Leben. Nach seines Vaters Tode von den Marianern belangt, daß er das von diesem aus der Beute von Asculum Veruntreute ersetzen sollte, wurde er von seinem Schwiegervater P. Antistius vertheidigt. Vor Cinna auf seine Landgüter in Picenum geflüchtet, brachte er daselbst ein Corps Bewaffneter zusammen, mit welchem er 84 zu dem aus Asien zurückkehrenden Sulla stieß; an der Spitze von drei Legionen nöthigte er 82 den Consul Scipio zur Flucht u. schlug den Consul Carbo. Deshalb erhielt er, nachdem er seine erste Gemahlin Antistia hatte verstoßen müssen, von Sulla dessen Stieftochter Ämilia, Tochter der Cäcilia Metella u. des M. Ämilius Scaurus, zur Gemahlin, doch verlor er diese bald u. vermählte sich in dritter Ehe mit Mucia, Tochter des Q. Mucius Scävola. Von Sulla 81 gegen die Marianer geschickt, besiegte P. diese auf Sicilien u. ließ den Carbo hinrichten. Dann zog er gegen Cn. Domitius in Afrika, schlug denselben bei Utica u. wurde von dem Heere als Imperator begrüßt. Sulla, welcher eifersüchtig auf das Glück des P. wurde, rief denselben zurück, als er aber sogleich gehorchte, ging ihm der Dictator in Rom entgegen, umarmte ihn u. gab ihm öffentlich den Beinamen Magnus; gleichwohl war sein Verhältniß zu Sulla in dessen letzten Lebensjahren kein freundschaftliches, u. er neigte sich nun mehr dem Lepidus zu; da dieser aber nach Sullas Tode 78 die Marianische Partei wieder heben wollte, trat ihm P. entgegen, trieb ihn aus Italien u. vernichtete die Reste der Marianer in Oberitalien. Schwerer wurde ihm dies in Spanien, wohin sich die Marianer unter Sertorius u. Perpenna zurückgezogen hatten; P. zog 76 als Proconsul gegen sie u. erst 72 gelang es ihm, bes. durch Metellus, den Kampf dort siegreich zu beendigen, worauf er 71 nach Italien zurückkehrte u. auf dem Wege durch die Gefangennehmung einer Schaar des Spartacus den Sklavenkrieg beendigte. Er hielt deshalb einen Triumph in Rom u. wurde für das Jahr 70 Consul. Gegen Erwartung der Patricischen Partei stellte er die Macht der Tribunen her u. theilte die früher allein von dem Senat gehaltenen Gerichte unter die Stände. Indem er aber so seine Parteistellung änderte u. wie Cäsar um die Gunst der Volkspartei buhlte, kam er in Abhängigkeit von diesem. Nach Beendigung seines Konsulats privatisierte er, bis ihm im Jahr 67 unter dem Widerstreben der Patricier, aber durch Unterstützung des Volkstribunen A. Gabinius, die Anführung im Seeräuberkrieg mit unumschränkter Gewalt über alle Meere auf drei Jahre übertragen wurde, u. er endigte den Krieg in 40 Tagen (s. u. Seeräuberkrieg). Öffentliches Vertrauen u. allgemeiner Dank lohnte ihm, u. leicht war es 66 dem Manilius (s.d. 3) u. Cicero, ihm das unumschränkte Commando des P. auch auf Bithynien, Pontos u. Armenien ausgedehnt zu erwirken (Manilia lex). Nachdem P. den König Mithritades von Pontos 65 geschlagen u. vertrieben, die Iberier u. Albanier, welche am Kriege Theil genommen, gezüchtigt, 64 Syrien u. 63 auch Palästina, wo er sich in den Streit des Hyrkanos u. Aristobulos mischte u. Jerusalem eroberte, unter Roms Oberherrschaft gebracht, nach dem Tode des Mithridates dessen Land als römische Provinz organisirt u. den Pharnakes als König des Bosporanischen Reichs eingesetzt hatte, kehrte er 62 nach Rom zurück. Sein Triumph war einer der prächtigsten. Wegen der Untreue, welche sich seine Gemahlin Mucia in seiner Abwesenheit hatte zu Schulden kommen lassen, verstieß er diese. Aber wie groß sein Kriegsglück gewesen war, so sehr hatte er in Rom allgemein an Ansehen verloren; die Patricische Partei war von früher ihm abhold u. in die Gunst der Volkspartei hatte sich Cäsar nun ganz festgesetzt; daher konnte er vor dem Entgegenwirken des Cato, Lucullus u. Metellus weder Länderaustheilungen in Asien als Belohnungen für seine Soldaten, noch Bestätigung seiner Einrichtungen in Asien (Acta Pompeji) erhalten. Dadurch verletzt schloß er 60 mit Cäsar u. Crassus das Triumvirat, welches aber den Grund zu seinem Fall legte. Zur größeren Bestärkung des Bündnisses heirathete P. in vierter Ehe Cäsars Tochter Julia (welche bereits 54 wieder starb). Aber des P. Hochmuth u. Cäsars wachsende Macht theilten die Beiden; während Cäsar in seiner Provinz Gallien neuen Ruhm erwarb, blieb P. in Rom, vermochte aber den rohen Ausbrüchen trotziger Parteien, namentlich der des Clodius, nicht Herr zu werden. In Cäsars Lager zu Luca machte P. mit den beiden anderen Triumvirn neue Plane für die Vertheilung ihrer Macht; 55 wurde er mit Crassus Consul u. baute damals das große steinerne Theater (s. u. Rom) auf dem Campus Martius. Aber während Cäsar u. Crassus in ihre Provinzen gingen, ließ P. die seinige, Spanien, von Legaten verwalten u. blieb in der Nähe Roms, ohne auch jetzt das Parteitreiben unterdrücken zu können od. zu wollen. 52 wurde er allein zum Consul gewählt u. nahm den Metellus Scipio, dessen Tochter Cornelia er in fünfter Ehe geheirathet hatte, zu seinem Collegen an. Von jetzt, nachdem auch Crassus in Syrien den Tod gefunden hatte, suchte P. die Macht Cäsars einzuschränken u. schloß sich der Partei der Optimaten an. Als der Senat sich dem Begehren Cäsars, in seiner Abwesenheit zum Consul gewählt zu werden, widersetzte u. ihm befahl seine Truppen zu entlassen, rückte Cäsar 49 mit seinem Heere über den Rubicon u. begann den Bürgerkrieg. P. gab Rom u. Italien auf u. zog sich nach Dyrrhachium in Illyrien zurück, wo er sich zum Kampf gegen Cäsar rüstete u. demselben widerstand; als er ihm aber 48 nach Thessalien folgte, wurde er dort bei Pharsalus geschlagen, s. Rom (Gesch.). Er floh an die Küste bei Tempe, verbarg sich in eine Fischerhütte, bestieg ein kleines Fahrzeug u. floh erst nach Mytilene zu seiner Gemahlin, dann nach Ägypten, um Schutz bei dem König Ptolemäos zu suchen. Dieser aber, um aller Verantwortlichkeit bei Cäsar zu entgehen, bereitete ihm den Untergang; er ließ ihn von Pelusium abholen u. vor der Landung durch gedungene Mörder erstechen. Die Mörder hieben ihm den Kopf ab u. ließen den verstümmelten Leichnam liegen, welchen endlich sein Freigelassener Philippus bestattete. Seine Asche wurde später auf seinem Albanum beigesetzt. Sein Leben hat Plutarchos beschrieben, welcher ihn mit Agesilaos unter den Griechen vergleicht. 8) Cnejus P. Magnus, älterer Sohn des Vor. u. der Mucia, befehligte im Kriege seines Vaters gegen Cäsar 49 einen Theil der Flotte u. flüchtete nach der Niederlage bei Pharsalus zu Cato nach Afrika, auf dessen Rath er den Krieg mitseinem Bruder in Spanien erneuerte. Aus den bei Pharsalus u. Thapsus entronnenen Pompejanern sammelte et[345] ein Heer u. bemächtigte sich fast ganz Spaniens, bis ihn Cäsar 45 v. Chr. bei Munda besiegte. Er verbarg sich in eine Höhle, wurde aber von den Seinigen verrathen. von Cäsars Leuten umgebracht. 9) Sextus P. Magnus, jüngerer Bruder des Vor., geb. 75 v. Chr., floh mit seinem Vater nach Ägypten, ging nach dessen Ermordung nach Cypern, nahm an seines Bruders Krieg in Spanien Theil, entkam nach dessen Niederlage nach Celtiberien, wurde nach Cäsars Ermordung von Antonius nach Rom zurückberufen, erhielt die väterlichen Güter aus dem Staatsschatz ersetzt u. wurde 42 v. Chr. Präfect der Küste Siciliens, so daß er über das ganze Mittelmeer mit gleicher Macht wie sein Vater herrschte. Alle noch lebenden Republikaner flüchteten nach Schließung des dritten Triumvirats zu ihm. Octavianus u. Antonius suchten den mächtigen Mann zu gewinnen, u. ein Vergleich (bei Misenum geschlossen) versprach ihm Sicilien, Sardinien, Corsica u. den Peloponnes, Bewerbung ums Consulat in Abwesenheit u. Erlaubniß dasselbe durch einen Freund verwalten zu lassen; dagegen sollte P. Handel u. Schifffahrt freigeben, seine Truppen aus Italien zurückziehen, seine Seemacht nicht vermehren, Rom mit Vorräthen versorgen u. das Meer von Seeräubern reinigen. Der Friede war aber von kurzer Dauer. Unter dem Vorwande rückständiger Steuern plünderten die Triumvirn den Peloponnes, wogegen P. die Häfen Italiens sperrte. Octavianus rüstete sich nun ernstlich zum Kriege; nach mehren Treffen kam es zwischen Mylä u. Naulochus zu einer entscheidenden Schlacht, in welcher nach langem Schwanken Agrippa, der Admiral Octavians, siegte. P. warf sich dem Antonius in die Arme, welcher ihn aber zu Milet 35 v. Chr. tödten ließ. 10) Sextus P., 14 v. Chr. Consul, dann Proconsul in Asien; Freund des Ovidius, welcher mehre seiner Epistolae ex Ponto an ihn richtete. 11) Trojus P., s. u. Justinus 4).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.