Bengalen [2]

Bengalen [2]

Bengalen (Gesch.), B., welches seit dem 2, Jahrh. v. Chr. unter eigenen Radschas gestanden hatte, kam 1203 unter die Herrschaft der Muhammedaner u. wurde unter Ghias Eddin Baktiar Kili 1225 vom König von Delhi, Shums Eddin Altmish, erobert u. mit Delhi verbunden; 1244 drangen Mongolen von Tibet aus in B. ein, wurden. aber zurückgeschlagen; 1279 erklärte sich der Vicekönig Toghrul für unabhängig, wurde aber geschlagen u. getödtet. Nun setzte der König Balban seinen Sohn als König von B. ein. 1327 bezwang Mahomed Toghluk von Delhi B. wieder, doch warf sich 1338 wieder ein Usurpator auf, der sich gegen die Delhier hielt. Shums Eddin gründete 1341 die Dynastie der Purby, deren Herrschaft 1386 endete, wo sich ein Inder, dessen Sohn zum Islam übertrat, der Herrschaft bemächtigte, dessen Geschlecht 1420 ausstarb. Nach kurzer Regierung eines neuen Usurpators kam ein Nachkomme von Shums Eddin u. mit ihm die Dynastie Purby wieder auf den Thron. Die Fürsten aus dieser Linie regierten bis 1477, worauf mehrere Personen aus niederem Stande sich der Herrschaft bemächtigten, bis der Großmogul Akbar das Land wieder unterwarf. Der Sohn des eingesetzten Statthalters erklärte sich 1553 für unabhängig; gegen dessen Sohn, Davud Khan, zog Akbar 1575 u. schlug ihn; zwar kam Davud 1584 wieder in den Besitz von B., aber er blieb kurz darauf in der Schlacht. Seitdem blieb B. ein Bestandtheil des Großmogulischen Reichs u. wurde durch Statthalter (Subahdars) regiert. 1633 erlaubte der Großmogul den Engländern in B. zu handeln u. 1681 setzten jene zu Hugly einen britischen Gouverneur ein. Der Subahdar Mirza Muhammed (Surajah ad-Dowla) gerieth 1756 wegen der Befestigung von Calcutta mit der Britisch-ostindischen Compagnie unter Lord Clive in Streit, u. Calcutta wurde von ihm erobert, aber er mußte es im Frieden 1757 wieder an die Compagnie abtreten. Darauf warfen die Engländer auch die französische Besatzung aus Chandernagor, u. an Surajah's Stelle, der bald darauf ermordet wurde, trat sein Vetter Mir Jaffier. Die Nachbarn zogen unter dem ältesten Sohne des Kaisers von Delhi gegen Mir Jaffier, der sich indeß mit Hülfe englischer Truppen hielt. Mir Jaffier, von den Engländern später selbst hart bedrückt, wollte sich durch holländische Hülfe ein Gegengewicht gegen sie verschaffen, aber auf englischen. Befehl u. mit englischen Truppen mußte er selbst die Holländer 1759 wieder vertreiben. 1760 brach ein neuer Krieg der Indier gegen Mir Jaffier los, englische Hülfe rettete ihn zwar jetzt, aber noch in demselben Jahre wurde er mit Connivenz der Engländer gestürzt u. sein Schwiegersohn Mir Kausim zum Nabob ernannt, indeß schon 1764 an dessen Stelle Mir Jaffier wieder eingesetzt. Nach dessen Tode 1765 bekam sein Sohn Nujim ad-Dowla die Nabobwürde; dieser gerieth in völlige Abhängigkeit der Compagnie, welche die Revenuen des Reichs verwalteten. dem Nabob eine jährliche Pension zahlte. Seit 1773 wurde für B. ein Governorgeneral ernannt, der zu Calcutta residirte, die übrigen Präsidentschaften unter sich u. 4 Räthe neben sich hatte; der erste war Hastings, s. Indien (Gesch.). Vgl. Dow, Zur Geschichte Bengalens, Lpz. 1773.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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