- Bengalische Sprache u. Literatur
Bengalische Sprache u. Literatur. Die B. Sprache (Bengàli) ist eine von den zahlreichen Sprachen, welche dem Sanskrit entstammen, u. nächst dem Hindi jedenfalls die wichtigste derselben, da sie von der Hindubevölkerung der ganzen Provinz Bengalen, od. von 30 Millionen Menschen gesprochen wird. Der Wörterschatz ist bis auf eine geringe Anzahl von Wörtern sanskritisch, doch ist der Formenreichthum der Muttersprache verloren gegangen. Die Flexionsendungen bei Nomen u. Verbum werden durch Partikeln u. andere Hülfswörter ersetzt. Das Alphabet hat sich ebenfalls unmittelbar aus dem Devanagari entwickelt; mit demselben werden in Bengalen nur Bücher in Sanskrit geschrieben u. gedruckt. Das Bengalische theilt mit dem Sanskrit in hohem Grade die Fähigkeit, zusammengesetzte Wörter zu bilden, wie dies bes. die juristischen u. philosophischen Schriften bekunden. Vor dem 16. Jahrh. scheint das Bengalische nicht als Schriftsprache gebraucht worden zu sein. Das älteste Werk in Bengali ist die Caitanya Caritâmrita von Krishuadâsa, einem Schüler des fanatischen Vischnuiten Caitanya, geb. 1484, u. Begründer eines neuen Cultus des Krischna. Sonst hat die Bengalische Literatur nur wenig Originales von Bedeutung aufzuweisen. Das Meiste besteht in Übersetzungen vor Allem aus dem Sanskrit, dann aus den übrigen nordindischen Dialekten u. in neuerer Zeit aus europäischen Sprachen, namentlich aus dem Englischen. In ältere Zeit gehören die Übertragungen des Mahâbhârata von Kâsidâsa (Seramp. 1836, 2 Bde.) u. des Râmâyana von Kirtivâsa (ebd. 1803, 4 Bde., ebd. 1830, 2 Bde.), beides sehr populäre Werke; die Hymne Manasâmangala, dem Khemananda zugeschrieben; die Arithmetik des Subhankara; das Werkchen Gurudakshina etc. Eine neue Epoche begann gegen Ende des 18. Jahrh. mit Errichtung. des Fort William u. dem Wirken Carey's u. seiner Genossen. Seit jener Zeit sind bereits über 1400 bengalische Bücher im Druck erschienen. Sehr verbreitet sind die Übersetzungen der Hitopadeça (Seramp. 1801, 1802, 1808, 1814 u.ö.), der Batris Singhásana (ebd. 1808, 1816, Lond. 1834), der Vetala Pancavinçati (Calcutta 1846, 1849), der Tota Itihas (Seramp. 1805, Lond. 1811); ferner Rajavali (ebd. 1838, 1808 u.ö.). Unter vielen anderen wurde noch aus dem Sanskrit übersetzt das zweite Buch der Mitâkshara (Calc. 1824), die Nyâyadarsina (ebd. 1821); dann aus dem Englischen Marshman's History of Bengal (ebd. 1847) u. History of India (Seramp. 1831, 2 Bde.), Gays Fabeln (Calc. 1836), Johnson's Rasselas (ebd. 1833) u. v. a. Besondere Beachtung verdient Râm Comulsên's Übertragung von Johnson's English Dictionary (Seramp. 1834, 2 Bde.). Seit 1846 erscheint zu Calcutta eine Bengalische Encyklopädie. Eine große literarische Thätigkeit haben die christlichen Missionäre entwickelt, denen die Eingeborenen nicht nur verschiedene Journale, sondern. auch den Verein Tatwobodhini Sabha entgegenstellten. Letzter hat viele kleine Schriften verbreitet. Als Übersetzer, Herausgeber etc. machten sich von Eingeborenen außer Ram Comulsên noch bes. verdient: Ram Ram Boshn, Lakshmi Narayan Nyayalankar, Kali Krishna Bahadur, Kasi Nath Tarkopancana etc. Grammatiken lieferten von Einheimischen Brij Kisor Gupta (Calc. 1840) u. Rammohun Roy (ebd. 1845), von Europäern zuerst Halhed (Hoogly 1778), dann Carey (Seramp. 1801, 1805), Haughton (Lond. 1821), Keith (Calc. 1846), Yates (ebd. 1847, 2 Bde.) etc.; Wörterbücher: Carey (Seramp, 1825, 3 Bde., ebd. 1827, 2 Bde.), Forster (Calc. 1799 bis 1802, 2 Bde.), Haughton (Lond. 1833), Gordon (Calc. 1837) u. And. Vgl. Long, A descriptive catalogue of bengali works (Calc. 1855). In dem mit Hindustani vermischten Jargon, was die moslemitische Bevölkerung von Dacca u. die Lascars sprechen, ist ebenfalls Mancherlei im Druck erschienen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.